Ein bundesdeutsches Institut für die Fotografie, das sich in besonderem Maße um das fotokulturelle Erbe unseres Landes kümmert, wird seit Jahrzehnten angestrebt und gefordert. Während unsere Nachbarländer wie Frankreich, die Niederlande oder die Schweiz längst über zentrale Einrichtungen verfügen, klafft in Deutschland eine Lücke.
Dank der Initiative von Kulturstaatsministerin Monika Grütters ist eine Realisierung seit 2019 in greifbare Nähe gerückt. Das Konzept einer Expertenkommission (März 2020) und eine Machbarkeitsstudie (März 2021) liegen vor. Wie Monika Grütters betonte, liegt es im „Interesse der Allgemeinheit, die Nachlässe bedeutender Fotografinnen und Fotografen als bildhaftes Gedächtnis unserer Gesellschaft zu bewahren“.
Für die Deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPh) ist eine zentrale Einrichtung für die Fotografie seit langem ein wesentliches Anliegen. In den Jahren 1999, 2012 und 2021 hat die DGPh in Kooperation mit Partnern Tagungen zu dem Thema veranstaltet. Mit dem „Netzwerk Fotoarchive“ informiert die DGPh über bestehende Archive und Institutionen und hat ein Forum für Debatten und Meldungen rund um das Thema Fotoinstitut geschaffen. Die DGPh vereint mit rund 1.000 Mitgliedern zahlreiche Expertinnen und Experten der Fotografie, darunter etliche Kurator/innen und Sammlungsleiter/innen. Wir sind gerne bereit, diese Expertise in die weiteren Planungen für das Bundesinstitut mit einzubringen.
Wir appellieren an die politisch Verantwortlichen, das geplante Bundesinstitut für Fotografie nun zügig umzusetzen. Schon vor der Eröffnung eines eigenen Hauses gibt es dringenden Handlungsbedarf. Dazu gehört eine Vernetzung und Unterstützung regionaler Institutionen, die wichtige Fotografiebestände sammeln und vermitteln. Ein zukünftiges Bundesinstitut wird keineswegs alle Archive übernehmen, sollte sich aber „mit dafür verantwortlich fühlen, dass sie jeweils an den richtigen Ort geraten“, so Florian Ebner, DGPh-Mitglied und Kurator für Fotografie am Pariser Museum Centre Pompidou, im Interview mit dem SPIEGEL.
Diese Aufgabe kann bereits jetzt in Angriff genommen, ein Aufbaustab für das Bundesinstitut gebildet werden. Das wäre ein wichtiges Signal für die fotografische Kultur in Deutschland.
Dieser Appell wurde am 26.10.2021 als persönliches Anschreiben an die zwölf Mitglieder der Arbeitsgruppe Kultur- und Medienpolitik geschickt, die im Rahmen der aktuellen Koalitionsverhandlungen tagen. Leiter sind der Hamburger Kultursenator Carsten Brosda (SPD), die bisherige Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth (Grüne) und FDP-Haushaltsexperte Otto Fricke.