Auch 2022 präsentiert das Ernst Leitz Museum die Gewinner und alle Finalisten des diesjährigen Leica Oskar Barnack Awards (LOBA), die zuvor traditionell bei einer feierlichen Preisverleihung in der Leica Welt bekanntgegeben und im Anschluss weltweit in Leica Galerien sowie auf ausgewählten Fotofestivals zu sehen sein werden. Neben dem Hauptpreis gibt es auch in diesem Jahr wieder den Newcomer-Wettbewerb.
Die Ausstellung präsentiert sich als spannender Rundgang. Den einzelnen Serien ist immer eine ganze Ausstellungswand gewidmet und eine eigene Wandfarbe zugeordnet. In unterschiedlichen Bildgrößen und abwechslungsreicher Hängung können die Serien so ihr visuelles Potenzial entfalten, gleichzeitig aber auch assoziative Korrespondenzen zu den übrigen Positionen herstellen.
Der Leica Oskar Barnack Award (LOBA) wird dieses Jahr bereits zum 42. Mal verliehen. Auch in diesem Jahr haben internationale Fotografieexperten ihre Vorschläge als Nominatoren eingereicht. Nach Sichtung aller Einreichungen wählte eine aus fünf Personen bestehende internationale Jury die diesjährige Shortlist. Weitere Einzelheiten dazu auch auf der LOBA-Webseite.
Oskar Barnack (1879-1936), der Erfinder der Kleinbildkamera, fotografierte ab 1914 intensiv mit dem von ihm entwickelten Prototypen, der heute sogenannten Ur-Leica. Anlässlich des 100. Geburtstag von Oskar Barnack wurde 1979 der nach ihm benannte Award erstmals ausgeschrieben. Die einzige Voraussetzung für die Nominierung besteht darin, dass es sich bei den Fotografien um dokumentarische oder konzeptionell-künstlerische Arbeiten handelt, die sich mit der Beziehung des Menschen zu seiner Umwelt auseinandersetzen.
In der Hauptkategorie „Leica Oskar Barnack Award“ überzeugte die im Iran geborene und in Kanada aufgewachsene Fotografin Kiana Hayeri die fünfköpfige Jury mit ihrer Serie „Promises Written on the Ice, Left in the Sun“. Thema der Arbeit ist die Lebenssituation von Frauen in Afghanistan seit der Übernahme des Landes durch die Taliban. Nach dem Abzug der westlichen Truppen im Sommer 2021 aus Afghanistan wurde schnell deutlich, wie die Taliban innerhalb von wenigen Tagen alle Errungenschaften in den Bereichen Meinungsfreiheit, Frauenrechte und Bildung zunichte machten und durch Angst und Unsicherheit ersetzten. Seit mehr als acht Jahren lebt die im Iran geborene und in Kanada aufgewachsene Fotografin (*1988) in Afghanistan und stellt immer wieder insbesondere die Lebenssituation von Frauen in den Mittelpunkt ihrer Arbeit.
In der Kategorie „Leica Oskar Barnack Award Newcomer“ (für Nachwuchsfotografen bis zu einem Alter von 30 Jahren) setzte sich der deutsche Fotograf Valentin Goppel mit seiner Serie „Between the Years durch“. Seine Serie wurde von der Hochschule Hannover eingereicht, wo Goppel auch Dokumentarfotografie studiert. Junge Erwachsene in Zeiten von Corona: Der deutsche Fotograf (*2000) spürt in seiner Serie den Auswirkungen der Pandemie auf seine Generation nach. Auch er erlebte das plötzliche Wegbrechen von Gewohnheiten und das Gefühl von Unsicherheit, das alle Pläne und die Zukunft bestimmen sollte. Corona erschien wie ein Katalysator für eine fortschreitende Desorientierung. Mit der Fotografie hatte er jedoch ein Werkzeug, seine Gedanken und Ängste besser zu verstehen und für die Verlorenheit Bilder zu finden.