Renate Gruber vor ihrer Fotobuchsammlung, Foto: Marvin Ibo Güngör, The PhotoBookMuseum 2021
Renate Gruber vor ihrer Fotobuchsammlung, Foto: Marvin Ibo Güngör, The PhotoBookMuseum 2021

Renate Gruber, Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Photographie, ist am 30. Oktober 2022 im Alter von 86 Jahren in ihrem Haus in Köln verstorben. Damit hat die DGPh eine wirkmächtige Stimme verloren; Renate Gruber hat jahrzehntelang die DGPh geprägt und unzählige Impulse zwischen den Mitgliedern, dem Vorstand und der Kultur in der Stadt Köln angeregt und befördert. 

Nach dem Tod des Mitgründers der DGPh und der photokina, L. Fritz Gruber (1908-2005), hat sie in bewundernswerter Weise dessen Lebenswerk fortgeführt und durch viele eigenständige Ideen bereichert. Sie war eine zentrale Institution, eine unermüdliche Netzwerkerin und allen Beteiligten in unnachahmlicher Weise verbunden.

Zunächst an der Seite ihres Mannes, aber auch als Sammlerin und engagierte Förderin der Fotografie hat sie dem Medium zu einer Wahrnehmung als eine der wichtigsten Kulturtechniken verholfen und an ganz unterschiedlichen Stellen und mit großer Kenntnis und Energie dazu beigetragen, dass sich wichtige Institutionen und Initiativen entwickeln und für das Medium Fotografie eintreten können.

Renate und L. Fritz Gruber

So konnte dem Museum Ludwig Köln schon 1977 eine bedeutende Sammlung herausragender Fotoarbeiten übergeben werden. Wichtige Preise, insbesondere der L. Fritz-Gruber-Preis der Universität zu Köln wurden über viele Jahre mit ihrer Hilfe realisiert, erst kürzlich wurde die umfassende “Gruber Library – Fotobuchsammlung Renate und L. Fritz Gruber“ an das PhotoBookMuseum in Köln übergeben. Auch die Internationale Photoszene Köln konnte sich viele Jahre lang ihrer Unterstützung sicher sein.

Ihre Gastfreundschaft war legendär. Insbesondere war Renate Gruber immer wichtig, dass für Entscheidungen und verbindende Zusammenkünfte ein passender Rahmen geschaffen wurde. Viele Jahre konnten die Jurysitzungen der DGPh zum Kulturpreis und Dr. Erich Salomon-Preis umgeben von Kunstwerken in ihrem Haus stattfinden. Sie bot diesen Runden die besondere Atmosphäre einer Wertschätzung der Fotografie.

Unvergesslich sind auch die Soireen zum Geburtstag der Fotografie. Der 19. August war ein fester Termin für Freundinnen und Freunde und viele weitere Gäste im Haus Gruber in der Paulistraße.

Durch gesundheitliche Einschränkungen konnte sie in den letzten Jahren nicht mehr an allen Preisverleihungen teilnehmen, verfolgte aber in Telefonaten oder bei Besuchen immer interessiert und neugierig die Entwicklungen und Veranstaltungen der DGPh.

Verloren gehen jetzt die vielen persönlichen Eindrücke zur Fotografie und zu Freundschaften mit wichtigen Persönlichkeiten der Fotografiegeschichte. Über diese konnte sie überaus anschaulich und lebhaft berichten. Ob der Transport einer Ausstellung mit Man Ray aus Paris nach Köln im offenen VW-Käfer, ob von den vielen Begegnungen in Arles, den intensiven Kontakten zur Kultur und Politik in Köln: Renate Grubers Schilderungen waren ein Schatz persönlicher Erlebnisse wie auch zur Entwicklung der Fotografie.

Für mich sind die Zugewandtheit und Offenheit Renate Grubers ein unvergesslicher Eindruck. Ihr ehrliches Interesse und ihre spürbare Unterstützung für die Arbeit der DGPh sind immer Motivation und Motor gleichermaßen gewesen. Die DGPh wird das Wirken von Renate Gruber schmerzlich vermissen und nicht vergessen.

Ditmar Schädel, von 2010 bis Oktober 2022 Vorsitzender der DGPh

Empfehlung: Ein Besuch bei Renate Gruber, rührendes Video zu ihrem 85. Geburtstag, vom Museum Ludwig: https://vimeo.com/575715522

Erinnerungen der DGPh Mitglieder an Renate Gruber:

Zum Tode Renate Grubers am 30. Oktober 2022 eine Erinnerung:

Als das Saarlandmuseum 2019/2020 die Ausstellung „Man Ray – zurück in Europa“ ausrichtete, hat Renate Gruber von uns ein Exemplar des Ausstellungskataloges bekommen. Schließlich wurde darin auch die Rolle ihres Gatten L. Fritz Gruber, die er für Man Rays Popularität in der bundesdeutschen Fotografie spielte, erörtert. Auch Grubers Einfluss auf die besonders in Saarbrücken so wichtige „subjektive fotografie“ wurde wissenschaftlich beleuchtet. Renate Gruber stellte für das Buchprojekt sehr großzügig Bildmaterial aus ihrem persönlichen Archiv zur Verfügung. Schon kurz nach dem Erhalt des Belegexemplars läutete im Museum das Telefon und Renate Gruber meldete sich, bedankte sich – auch für die Ausstellung, denn in ihren Augen sei es so wichtig die große Bedeutung Man Rays in Erinnerung zu halten. Sofort kündigte sie ihren Besuch an und begann laut nachdenkend mit der Organisation der Fahrt, wen sie fragen könnte, sie zu begleiten und wo man übernachten könne. Zu dem Besuch kam es leider nicht mehr aus gesundheitlichen Gründen. Es war dennoch wunderbar, ein so freundliches und persönliches Feedback zu bekommen von einer Zeitzeugin und Streiterin für die Fotografie. Ich werde das Telefonat in bester Erinnerung behalten.

Roland Augustin
Fotografische Sammlung, Saarlandmuseum – Moderne Galerie
Saarbrücken 3. 11. 2022

 

"Mit großer Bestürzung habe ich vom Tod von Renate Gruber erfahren und denke dabei an die Begegnungen und Kontakte in der Vergangenheit auch mit Professor Gruber - besonders in Arles. Es ist ein Verlust für das Engagement um die Fotografie, der nicht ersetzt werden kann."
In tiefer Nachdenklichkeit und Trauer
Ilona Pitschel

DGPh-Ehrenmitglied Dr. Marlene Schnelle-Schneyder schreibt:

Ich hatte schon vom Tod von Renate Gruber gehört und ich muß sagen, dass mir diese Nachricht sehr nahe gegangen ist. Ich war ja von 1990-2002 Vorstandsmitglied der DGPh und von 1997-2002 im geshäftsführenden Vorstand.  Ich erwähne das, weil ich in den regelmäßigen Sitzungen Gelegenheit hatte, Renate Gruber als aktive und kenntnisreiche Fachfrau zu erleben. Zunächst hatte sie Fritz Gruber begleitet, aber schon bald konnte sie sich als außergewöhnlich informierte Diskussionsteilnehmerin erweisen. Ihre leise und charmante Art, wichtige Informationen und Kontakte darzustellen, machten sie zu einer unentbehrlichen und wichtigen Informationsquelle. Durch die Beziehungen zu den Photographinnen und Photographen aus aller Welt, die sie größtenteils mit Fritz Gruber besucht hatte, wurden persönliche Kontakte hergestellt, die für die DGPh sehr wertvoll waren. 

Der Photographie geht eine Persönlichkeit verloren, die sich auch um den Nachwuchs kümmerte und wo sie konnte auch als Vermittlerin auftrat. 

Aber ich erinnere auch ihre außergewöhnliche Gastfreundschaft. Anläßlich von photokina habe ich die Frühstückstreffen im Haus Paulistrasse 10 in allerbester Erinnerung, bei denen man nicht nur das leibliche Angebot genießen konnte, sondern auch durch die Auswahl der Gäste außergewöhnliche Gespräche stattfanden, die unvergessen sind. Die Gartenpartys anläßlich photographischer Jublläen waren Treffpunkte von Jung und Alt und das "photograpische Köln“ feierte sein Metier.

Ich habe in. den letzten Jahren einige Male mit ihr ihr telefoniert und trotz der gesundheitlichen Einschränkungen, hörte man bei der Nachfrage: “Es geht mir gut!“ Sie hat ihren Zustand bewundernswürdig getragen, ein anderer Aspekt ihrer Persönlichkeit.

Man wird den Verlust sehr bedauern, aber sie hat durch ihre Persönlichkeit, Kenntnis und Aufgeschlossenheit Zeichen gesetzt, die in Erinnerung bleiben werden.