Sabina Paries. Foto: privat
Sabina Paries. Foto: privat

1. Wie sind Sie zur Fotografie gekommen?

Die erste Fotogalerie, die ich mit Begeisterung besucht habe, war das Postamt im Dorf. An der Tür hing ein Poster mit Schwarz-Weiß-Köpfen, dicht an dicht. Es waren die RAF-Fahndungsplakate, die mich mit rund sechs Jahren unheimlich fasziniert haben. Ein weiteres fotografische Highlight waren Landtags- und Bundestagswahlen mit den Portaits am Straßenrand. Auch heute ziehen mich häufig auf den ersten Blick belanglose Alltagsbilder in den Bann.

2. Welcher Bereich der Fotografie ist aktuell am wichtigsten für Sie?

Im Moment beobachte und unterstütze ich andere sehr viel im täglichen Bilderlesen und -produzieren. Sei es als Autorin für die Photonews oder als Dozentin bei der Schweizer Journalistenschule MAZ, im Austausch sowohl mit Fotoprofis als auch mit Laien an der Kunst des Sehens zu feilen und auszuloten, welches Bild das passende ist (vom schönsten spreche ich nie). Das fordert und amüsiert mich am meisten. Dafür braucht es auch nicht zwingend den eigenen Fotoapparat.

3. Welches fotografische Projekt würden Sie in Zukunft gerne umsetzen?

Für das Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung habe ich vor einigen Monaten einen Beitrag unter dem Titel „Kinder müssen durch die Schule des Sehens“ geschrieben. Es geht unter anderem um die dringend notwendige Bildlesekompetenz für Schulkinder. Als Fotoforschende und als Mutter von zwei Mädchen in der 5. Klasse verfolgt mich dieses Thema weit über den gedruckten Beitrag hinaus. Mehr kann ich dazu noch nicht sagen.

4. Nennen Sie uns zwei bis drei Fotobücher oder fotografische Arbeiten, die Sie besonders beeindruckt haben.

Der Bilderatlas Mnemosyne von Aby Warburg ist für mich eine eigene Galaxie des Sehens. Daneben  verfolge ich beispielsweise schon länger die Projekte von Taiyo Onorato & Nico Krebs. Ganz groß, wie bei diesem Duo Idee und Handwerk perfekt Hand in Hand gehen! Und Peter Pillers Found-Footage Projekte lassen mich auch immer wieder manche Alltagssituation mit anderen Augen sehen.

5. Welche historische Persönlichkeit der Fotogeschichte hätten Sie gerne kennen gelernt?

Susan Sontag hätte ich gerne kennengelernt oder zumindest eine ihrer Lectures besucht. Anja Niedringhaus habe ich einige Male noch als Praktikantin bei der epa in Frankfurt getroffen. Diese Fotografin hat mich persönlich und mit ihren Bildern sehr bewegt.

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