Alfons Eggert mit seinem Kombinatorischen Apparat von 1972. © Stephan Sagurna, 2019
Alfons Eggert mit seinem Kombinatorischen Apparat von 1972. © Stephan Sagurna, 2019

Am 09. Februar 2021 verstarb im Alter von 92 Jahren Alfons Eggert, der Erfinder der Kombinatorischen Fotografie.

Eggert, der als Landwirt nie eine Kunstakademie besucht hat, wurde aufgrund seiner fotografisch-generativen Experimente 1978 in die Deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPh) berufen.

Seine Auseinandersetzung mit der Fotografie war geprägt durch eine frühe, von seinem Vater übernommene, Leidenschaft für das aufstrebende Massenmedium Fotografie. Ab den 1960er Jahren befasste er sich mit foto-optischen Experimenten bevor er 1972 die  Kombinatorische Fotografie als ästhetisches Konzept entwickelte und das Verfahren zum Patent angemeldet hat.

Als eigenständige Position innerhalb der Generativen Fotografie der 1970er-Jahre schafft die Kombinatorische Fotografie Eggerts grafische Farb- und Kreiskompositionen auf Grundlage von mathematischen Rechenmustern in Verbindung mit Farbfiltern. Die Umsetzung erfolgte mittels eines eigens konstruierten Apparates, einer Vorstufe der Computerkunst-Maschinen. Mit diesem Verfahren erforschte Alfons Eggert mit bemerkenswerter Konsequenz das im Filmmaterial verborgene ästhetische Potential in mehreren hundert überlieferten Kompositionen. Programmblätter, die jede einzelne Komposition eindeutig beschreiben, bilden die Grundlage seiner methodischen Vorgehensweise. Das Verfahren wurde 1972 auf der Photokina präsentiert.

In Folge und als Weiterentwicklung entwickelte Alfons Eggert ein weiteres fotografisches Verfahren, die Rastografie, wendet sich während der 1980er-Jahre aber wieder der angewandten und gegenständlichen Fotografie zu. Die Kombinatorische Fotografie geriet dabei langsam in Vergessenheit. Abgesehen von einigen wenigen regionalen Ausstellungen schwand die Aufmerksamkeit für Eggerts Kombinatorische Arbeiten, und sein Werk wurde zu einem Teil des „blinden Flecks der Fotogeschichte“.

Mit der Rückbesinnung auf die jüngere Fotogeschichte der 1970er-Jahre ergaben sich für Eggert und seine Kombinatorische Fotografie ab 2016 nationale und internationale Ausstellungserfolge. Unter dem Titel „Alfons Eggert. Kombinatorische Fotografie – 1972. Apparative Kunst, Algorithmen und Abstraktion“ präsentierte die Städtische Galerie Iserlohn unter der Leitung von Rainer Danne (DGPh) im Herbst 2019 anlässlich des 91. Geburtstags Eggerts noch eine umfangreiche Werkschau.

Die letzten Lebensjahre verbrachte Alfons Eggert, der als Autor und Herausgeber auch mehrere Bücher zur Fotogeschichte sowie zur landwirtschaftlichen Kulturgeschichte veröffentlicht hat, zurückgezogen auf seinem Hof im Münsterland.

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