Mohamed Bourouissa gewinnt den renommierten und mit 30.000 britischen Pfund dotierten Deutsche Börse Photography Foundation Prize 2020 für seine Ausstellung "Free Trade" (Rencontres d'Arles, Arles, Frankreich, 1. Juli–22. September 2019). Die Bekanntgabe erfolgte im Rahmen einer Online-Präsentation durch die Photographers’ Gallery in London.
Der algerische Künstler Mohamed Bourouissa (*1978 in Algerien) nutzt für seine Arbeiten unterschiedliche Medien wie Fotografie, Video, Malerei und Skulptur. In seinen Projekten widmet er sich oftmals der Untersuchung sozioökonomischer Prozesse sowie unsichtbarer Spannungen zwischen verschiedenen sozialen Milieus und den damit einhergehenden kulturellen Spaltungen. Die Ausstellung Free Trade bietet einen Überblick seiner Projekte aus den letzten 15 Jahren. Sie wurde im Rahmen des Festivals Rencontres d'Arles vor der ungewöhnlichen Kulisse eines Monoprix-Supermarktes präsentiert und wirft einen umfassenden Blick auf die Beziehung zwischen Individuen und den komplexen Systemen von Märkten und Kapital. Darüber hinaus reflektiert sie die historischen und sozialen Einflüsse auf die Ästhetik, von der Kunstgeschichte bis hin zur Rapkultur. Teil der Ausstellung ist Peripherique (2005-2008), eines der ersten Projekte von Bourouissa, bei er mit gängigen Stereotypen von Jugendlichen in den berüchtigten Banlieues von Paris bricht. Gezeigt wird zudem ein Projekt, das die Praxis des Zigarettenschmuggels in einer Pariser U-Bahnstation dokumentiert, sowie eine Arbeit aus Polaroid-Aufnahmen von Menschen, die beim Diebstahl von Alltagsgegenständen aus einem Supermarkt erwischt wurden. In einem späteren Projekt schafft Bourouissa mithilfe von Augmented Reality virtuelle Skulpturen, um das vergessene und gesichtslose ‚Heer von Arbeitslosen' darzustellen und diesen meist unsichtbaren Teil der Gesellschaft kommerziellen Überfliegern kontrastreich gegenüberzustellen. All-In (2012) ist ein Film im Stil eines Rap-Musikvideos, unterlegt mit dem Song Fœtus des berühmten französischen Hip-Hop-Künstlers Booba. Indem er zeigt, wie eine Münze mit dem Bild des Rappers geprägt wird, veranschaulicht der Film, wie der individuelle Erfolg in westlichen Gesellschaften an finanziellem Erfolg gemessen wird.