Kilian Breier, Bretterstapel, 1955/58, Negativkopie, 30 x 40 cm © Nachlass Kilian Breier, Hamburg/VG Bild-Kunst, Bonn
Kilian Breier, Bretterstapel, 1955/58, Negativkopie, 30 x 40 cm © Nachlass Kilian Breier, Hamburg/VG Bild-Kunst, Bonn
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Einladung zur Eröffnung / Veranstaltungen2.49 MB
Eröffnungsdatum
Redner*in
Dr. Christiane Stahl
Photograph*in
Kilian Breier
Ausstellungsdatum
-
Kategorie
Abstrakte Photographie
Name der Galerie / Museum / Ausstellungsort
Beschreibung

Kuratiert von Franziska Schmidt
In Zusammenarbeit mit dem Nachlass von Kilian Breier
Im Rahmen des EMOP Berlin – European Month of Photography
 

Die Alfred Ehrhardt Stiftung lädt zur Ausstellung „Kilian Breier: Abstrakt Konkret – Materie Licht und Form“, die das Werk des deutschen Fotoavantgardisten Kilian Breier (1931–2011) in den Fokus stellt. Breier gilt als einer der bedeutendsten experimentellen Fotokünstler der Nachkriegszeit. Die Ausstellung gewährt einen beispielhaften Einblick in seine künstlerische Entwicklung und zeigt, wie Breier die Fotografie als ein Medium verstand, das eigenständig Bilder erschafft.

Breiers Werk ist geprägt von der Idee, dass Fotografie weit mehr ist als nur ein Mittel zur Abbildung der Wirklichkeit. Für ihn war sie eine Methode, Bilder zu generieren, die nicht das Offensichtliche zeigen, sondern eigenständige, oft abstrakte Bildwelten formen. Über Jahrzehnte erforschte er die Möglichkeiten, mit Licht, chemischen Prozessen und kameralosen Techniken Bilder zu erzeugen, die jenseits der traditionellen Fotografie existieren.

Von der Natur zur Abstraktion: Der Weg eines Experimentators

Die Ausstellung zeigt rund 50 darunter erstmals gezeigte Arbeiten aus den 1950er bis 1980er Jahren, die Breiers Entwicklung von der gegenständlichen Naturdarstellung hin zur völligen Abstraktion veranschaulichen. Bereits in seinen frühen Werken aus der Studienzeit um 1953 nutzte er zufällig

auftretende Konstellationen in seiner Umgebung wie aufrecht und eng stehende Bäume, dichtes Gestrüpp oder übereinander gestapeltes Holz, um die Strukturen und Formen dieser Motive durch Licht und Schatten zu abstrahieren. Dabei ging es ihm nicht darum, die Natur realistisch abzubilden, sondern ihre ästhetischen Elemente grafisch und kontrastreich darzustellen. Diese frühen Arbeiten zeigen bereits Breiers Interesse an der Reduktion von Naturformen und der abstrahierenden grafischen Wirkung der Fotografie.

Parallel dazu experimentierte Breier mit kameralosen Techniken wie dem Fotogramm, bei dem Objekte direkt auf lichtempfindliches Fotopapier gelegt und belichtet werden. Gräser, Blätter und andere Naturstoffe wurden so von ihm in der Dunkelkammer verfremdet. Andere Motive bearbeitete er durch Negativumkehrung oder Kopiermontagen. Darüber hinaus entstanden eigene Bildformen wie Rasterbilder, Kamera-Luminogramme oder Teilbelichtungen von Fotopapieren. Seine Experimente, die Breier auch um fotochemische Verfahren wie Oxidationsprozesse erweiterte, verdeutlichen seine Suche nach dem „Nullpunkt“ der Fotografie – dem Moment, in dem sich das Bild von dem Ab-Bild einer gegenständlichen Realität löst.

Kameralose Fotografie: Luminogramme und Chemigrafiken

Breier nutzte nicht nur die Kamera, sondern erkundete auch neue Möglichkeiten der Bildentstehung. Besonders in den 1960er Jahren entwickelte er großformatige Luminogramme, bei denen das Bild ohne Kamera durch den gezielten Einsatz von Licht auf Fotopapier entstand. Durch die Arbeit mit farbigem Fotopapier und verschiedenen Lichtmischungen schuf Breier überraschende, oft unvorhersehbare Farbverläufe und Formen.

In den 1980er Jahren führte Breier seine Experimente mit unfixierten Chemigrafiken weiter. Dabei behandelte er Fotopapiere mit Chemikalien, die eine kontinuierliche Oxidation der lichtempfindlichen Schicht auslösten. Diese Arbeiten zeigen den dynamischen Charakter seiner Kunst, da sich die Bilder über die Zeit hinweg stetig verändern und nie vollständig abgeschlossen sind. Breier beschrieb diese Werke als fotografische „Ur-Zeichen“, die auf ihre eigene Entwicklung und die Dauer der Zeit verweisen, statt nur auf einen einzigen Moment wie in der konventionellen Kamerafotografie.

Breiers Einfluss und Lehre

Kilian Breier studierte in Saarbrücken und Paris, wo er sich auf Grafik, Malerei und Fotografie spezialisierte. Seine berufliche Karriere begann er als Assistent bei dem Fotografen Otto Steinert und Oskar Holweck, einem Vertreter der Zero-Bewegung, die seine experimentelle Arbeitsweise stark beeinflussten. Von 1960 bis 1966 lehrte Breier als Dozent für Fotografie und Trickfilm an der Werkkunstschule in Darmstadt. Von 1966 bis 1999 war er Professor für Fotografie an der

Hochschule für bildende Künste in Hamburg. Als Mitglied der neuen gruppe saar und Vertreter der Zero-Bewegung zählt er zu den bedeutenden Figuren in der Entwicklung der experimentellen Fotografie.

Breiers Arbeiten spiegeln eine intensive Auseinandersetzung mit der Bildsprache der Fotografie wider, die weit über die rein technische Anwendung hinausgeht. Er suchte stets nach neuen Wegen, Licht, Form und Materie in Einklang zu bringen und die Wahrnehmung der Fotografie als Kunstform zu erweitern.

 

Zeitgleich zeigt die GALERIE PARROTTA CONTEMPORARY ART (Köln und Burg Lede Bonn)
Kilian Breier – Am Nullpunkt der Gestaltung
7. Februar bis 21. März 2025