Michelangelo Antonioni: Blow Up, GB/IT 1966, Filmstill.
Michelangelo Antonioni: Blow Up, GB/IT 1966, Filmstill.
Bilder unter Verdacht. 
Forensische Lektüren und ihre Rhetoriken der Evidenz 

Podiumsdiskussison mit Katja Müller-Helle, Sylvia Sasse, Steffen Siegel, Roland Meyer und Anja Schürmann  

Mittwoch, 26. Juni 2024, 18:00 Uhr (Online (Zoom) & Kulturwissenschaftliches Institut Essen (KWI), Gartensaal, Goethestr. 31, 45128 Essen)

Wahr oder falsch, manipuliert oder gänzlich KI-generiert – kaum ein Bild zirkuliert heute in den sozialen Medien, ohne den Verdacht der Täuschung auf sich zu ziehen. Mit den gestiegenen Möglichkeiten digitaler Bildproduktion und -bearbeitung hat sich unser Blick auf Bilder verschoben: Immer häufiger richtet er sich auf verdächtige Details und sucht nach Spuren der Manipulation. Wie verändern solche forensischen Lektüren unsere digitale Bildkultur?

Die Faszination für den forensischen Blick vereint gegenwärtig künstlerische Projekte, journalistische Formate wie populäre Social-Media-Praktiken – verspricht er doch, der Wahrheit hinter der täuschenden Oberfläche der Bilder auf die Spur zu kommen. Doch dieses Wahrheitsversprechen kann selbst für Manipulationsversuche genutzt werden, etwa, wie Sylvia Sasse gezeigt hat, in der aktuellen russischen Kriegspropaganda. Ebenso allerdings kann Bildforensik, verstanden als kritische Analyse der materiellen Bedingungen von Bildlichkeit, die Bildwissenschaft methodisch bereichern, wie Steffen Siegel (DGPh) argumentiert hat.

Mit ihnen diskutieren Katja Müller-Helle, Leiterin der Forschungsstelle „Das Technische Bild“ (HU Berlin), Roland Meyer (DGPh) vom Bochumer SFB „Virtuelle Lebenswelten“ und Anja Schürmann (DGPh) am KWI die Rhetoriken der Evidenz, die in forensischen und pseudoforensischen Lektüren am Werk sind. Anhand konkreter Bildbeispiele geht es um die Frage, was in der Suche nach bildlicher Wahrheit sichtbar wird und was dabei auch unsichtbar gemacht wird, welche Affekte die scheinbar so emotionslose Suche nach visuellen Indizien mobilisiert und wo die Grenzen und blinden Flecke des forensischen Blicks liegen.

Diskutierende:
Katja Müller-Helle, Humboldt-Universität Berlin
Sylvia Sasse, Universität Zürich
Steffen Siegel, Folkwang Universität der Künste
Anja Schürmann, KWI
Roland Meyer, Ruhr-Universität Bochum

Die Teilnahme (vor Ort wie per Zoom)  ist kostenfrei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Ein Zoom Link wird auf der Veranstaltungsseite des Kulturwissenschaftliches Institut Essen (KWI) zur Verfügung gestellt.