Laura Bielau mit einem Bild von Michael Schmidt. © Jens Liebchen
Laura Bielau mit einem Bild von Michael Schmidt. © Jens Liebchen
Datum
Verortung
Ost

Es gibt nicht viele Photographen, die sich zu Lebzeiten um eine langfristige Sicherung ihres Archivs kümmern. Bei Michael Schmidt (1945-2014) war dies der Fall. Bereits 1999 wurde die Stiftung für Photographie und Medienkunst mit Archiv Michael Schmidt gegründet. Stifter waren Michael Schmidt, der Deutsche Sparkassen- und Giroverband e.V. und die Norddeutsche Landesbank Girozentrale. Jeweils einen kompletten Satz seiner Werkgruppen hat Michael Schmidt in die Stiftung eingebracht.

Seit 2015 ist Thomas Weski Kurator der Stiftung. Für das Archiv von Michael Schmidt wurden Räume in Berlin-Kreuzberg angemietet. Es war eine besondere Gelegenheit, diese nicht öffentlichen Räume im Rahmen der Reihe „Lokaltermin Fotoarchiv“ zu besichtigen. Entsprechend schnell war der Termin ausgebucht, 18 DGPh-Mitglieder nahmen teil.

Aktuell konzentriert sich die Stiftung auf die Erschließung des Archivs und die Vorbereitung einer Retrospektive zum 75. Geburtstag von Michael Schmidt, die ab Mai 2020 im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart, Berlin gezeigt wird. Thomas Weski arbeitet hieran zusammen mit Laura Bielau, die als Fotografin und Absolventin der HGB Leipzig jahrelang als Assistentin von Michael Schmidt tätig war.


Wir konnten Entwürfe für die Ausstellung sehen, maßstabsgerecht ausgebreitet auf riesigen Tischen. Bei der Ausstellung im Hamburger Bahnhof werden nicht nur Fotografien der Serien gezeigt, die Michael Schmidt als sein künstlerisches Werk bezeichnet hatte (darunter „WAFFENRUHE“, „EIN-HEIT“ und „LEBENSMITTEL“), sondern auch Bilder aus dem Archiv, die selbst Kenner heute höchstens aus frühen Büchern kennen. Michael Schmidt hatte Mitte der 60er Jahre als Autodidakt angefangen zu fotografieren und noch während seiner Arbeit als Polizist (bis 1973) Serien zu Berliner Stadtteilen wie Kreuzberg realisiert. Wie Thomas Weski erzählte, ist es Michael Schmidt schon früh gelungen, Partner für seine Projekte zu finden. Bis 1976 arbeitete er zudem im Auftrag.  

Die Retrospektive 2020 wird also auf vielschichtige Weise Michael Schmidts Fotografie in den Fokus rücken, nachdem 2017/2018 die von Schmidt gegründete „Werkstatt für Photographie“ (1976-1986)  im Zentrum dreier Ausstellungen stand. Thomas Weski, Zeitzeuge der Werkstatt, kuratierte dieses Projekt in Kooperation mit Florian Ebner (Museum Folkwang Essen), Felix Hoffmann (C/O Berlin) und Inka Schube (Sprengel Museum Hannover).

Die Regale voller Schachteln im Archiv Michael Schmidt ähneln einem Bild von Thomas Demand. Beim „Lokaltermin Fotoarchiv“ wurden für uns einige Boxen geöffnet und auf diese Weise mal wieder deutlich, wie ergiebig Fotografenarchive sein können. Wo das Archiv von Michael Schmidt, übrigens 1979-84 selbst Mitglied der DGPh, langfristig untergebracht werden wird, steht noch nicht fest. Die Räume in Berlin-Kreuzberg können, schon aus konservatorischen Gründen, nur eine Übergangstation sein. Offen ist zudem, inwieweit sich die Stiftung in Zukunft weiteren Werken und Archiven widmet wird. Zum Zweck der Stiftung heißt es: „Die Stiftung fördert und unterstützt die zeitgenössische Fotografie und Medienkunst ab 1970. Sie sichert und bewahrt Kulturgut in Form von Werken und Archiven bedeutender zeitgenössischer Fotografen und Medienkünstler. Außerdem will sie zum Aufbau einer weiterreichenden Kooperation solcher Institutionen beitragen, die die Fotografie und Medienkunst in ihr Ausstellungskonzept integrieren oder über korrespondierende Sammlungen verfügen.“


Laura Bielau mit einem Bild von Michael Schmidt. Foto: Jens Liebchen