Neben dem Physiker Prof. Dr. Alan Smakula wurde mit Man Ray (1890–1976) 1966 eine Persönlichkeit geehrt, die eng mit der künstlerischen Avantgarde des Surrealismus und Dadaismus der 1920er- und 1930er-Jahre verbunden ist, wie sie sich vor allem in Paris international ausgeprägt und kreativ entwickelt hatte. Die Portraitphotographien, die Man Ray von Künstler*innen wie Jean Cocteau, Meret Oppenheim, Pablo Picasso oder Dorothea Tanning zumeist in seinem Atelier erstellte, bestechen noch heute durch ihre artifiziell abgestimmte Ausarbeitung und Individualität. Darüber hinaus sind die experimentellen (Dunkelkammer-)Verfahren der Rayographie/des Photogramms und der Solarisation Man Rays einflussreichster Beitrag zur künstlerischen Photographie.
Es war L. Fritz Grubers Vorschlag, den Kulturpreis 1966 an Man Ray zu vergeben. Beide waren sich seit 1956 freundschaftlich verbunden. Bereits 1960 zeigte sich Grubers Wertschätzung und Engagement für Man Rays Werk, 60 photographische Abzüge von ihm wurden im Rahmen der Photokina-Bilderschauen präsentiert (vgl. Man Ray und L. Fritz Gruber – Jahre einer Freundschaft 1956-1976, Hrsg. Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur, Göttingen 2008, S. 17–22, 71–72, 81–82). 1963 erschien dann die von Gruber herausgegebene Publikation Man Ray. Portraits im Sigbert Mohn Verlag in Gütersloh.
Für die kunstgeschichtliche Rezeption von Man Rays Werk, der zum Zeitpunkt der Preisverleihung 76 Jahre alt war und seit 1951 wieder in Paris lebte – der Stadt, in der er einen großen Teil seines Lebens verbracht hatte –, bedeuteten die genannten Würdigungen eine verstärkte, auch internationale Aufmerksamkeit. Allein L. Fritz Gruber hat zwischen 1960 und 1996 mehr als 10 Texte über Man Ray in Zeitschriften und Ausstellungskatalogen veröffentlicht.
Claudia Schubert