Am 18. April 1951 versammelte sich auf Einladung des Oberbürgermeisters der Stadt Köln eine illustre Runde von 36 hochkarätigen Persönlichkeiten „aller Gebiete der Photographie“ und beschloss, eine Deutsche Gesellschaft für Photographie e.V. zu gründen.
Der formelle Gründungsakt fand am 16. Mai 1951 nach der Ausarbeitung der Satzung statt. Als ordentliche Mitglieder sollten nur Persönlichkeiten berufen werden, die „sich um die Photographie verdient gemacht haben“. Sie erhielten neben der Satzung eine Druckschrift über den Zweck und die Ziele der DGPh.
Es war ein Glücksfall der Vereinsgeschichte, dass Kölns Oberbürgermeister Robert Görlinger (1888–1954) – Sozialdemokrat und seit vielen Jahren in der Arbeiterbewegung aktiv und deshalb in der NS-Zeit verfolgt –, im Jahr 1951 als Mitglied des Deutschen Bundestages und dessen Steuerausschusses politisch bestens vernetzt, selbst bereit war, sich als Erster Vorsitzender in den Vorstand der DGPh wählen zu lassen.
Die hohe Wertschätzung, die dem Thema Photographie und der Gründung einer Deutschen Gesellschaft für Photographie entgegengebracht wurde, zeigt sich auch an den weiteren hochqualifizierten Mitgliedern des ersten gewählten Vorstands: der Rektor der Universität Köln und Kriminologe Gotthold Bohne (1890–1957), der Röntgenologe und Professor an der Universität Bonn Robert Janker (1894–1964), der Kunsthistoriker und Bibliothekar Walter Schürmeyer (1889–1976), als Kassenwart der Vorsitzende des Verbandes deutscher Amateurfotografen-Vereine (VDAV) Johannes Schuwerack und als Sekretär der Publizist und Fotosammler L. Fritz Gruber (1908–2005), der seit 1950 die Bilderschauen der photokina organisierte.
Die Gründung der DGPh wurde von der Öffentlichkeit und der Fachwelt äußerst positiv aufgenommen.
Bereits im ersten Geschäftsjahr veranstaltete die DGPh richtungsweisende Ausstellungen, wie die von Otto Steinert kuratierte Ausstellung „Subjektive Fotografie“ in Köln und in München, die Sonderschau „Das Europäische Bildnis“ auf der photokina und die Beteiligung an der „Ausstellung der Nationen“ auf der „Weltausstellung der Photographie“ in Luzern. Die DGPh brachte damit zum Ausdruck, dass sie sich nicht nur historischen Fragen und Fachproblemen widmen wollte, sondern sich auch als Forum für neue experimentelle Photographie sah.
Auch ihre erste Fachtagung führte die DGPh bereits im April 1952 in der Universität Köln für „Kriminalisten, die sich mit der Photographie befassen“ durch. Sehr spannend ist, dass auf dieser Tagung der ehemalige Präsident der Royal Photographic Society, London, dem DGPh-Vorsitzenden „für das entstehende Photomuseum der DGPh“ symbolisch ein Exemplar des ersten Belichtungsmessers überreichte. Gegen Ende seines Berichts weist L. Fritz Gruber nochmals auf das von der DGPh geplante „Haus der Photographie“ hin.
Das von Kulturstaatsministerin Monika Grütters aktuell avisierte „Bundesinstitut für Fotografie“ hat die DGPh somit bereits in ihrem ersten Geschäftsjahr vor 70 Jahren in ähnlicher Form geplant. Hoffen wir alle, dass diese lange überfällige Institution jetzt endlich Realität wird.
Hanns-Peter Frentz