Vera Nowottny. Selbstporträt
Vera Nowottny. Selbstporträt
1. Wie sind Sie zur Fotografie gekommen?

Hier muss ich Sie vielleicht enttäuschen, es gab keinen Schlüsselmoment, keine Kameraschenkung meines Großvaters oher ähnliches. Mir war als Jugendliche immer klar, dass mein beruflicher Weg auf der kreativen Ebene sein wird, aber die konkrete Ausrichtung unklar. Irgendwie war dann die Fotografie einfach da.

Zunächst wollte ich das klassische Handwerk erlernen, im Bewusstsein später zu studieren. Ich hatte das Glück gleich eine Lehrstelle zu bekommen, habe danach wie geplant studiert und bin dann den Weg weiter gegangen, habe kommerziell gearbeitet, hatte eine Repräsentanz, war im Bff,
habe aber dabei stets meine künstlerische Arbeit forciert. Nach 12 Jahren kommerzieller Fotografie und auch dem großen Umbruch durch die Digitalisierung, war ich etwas müde in Bezug auf die Fotografie als Dienstleister. Zur rechten Zeit erhielt ich ein dann ein Lehrangebot und wagte einen nächsten Schritt, weg von der kommerziellen Fotografie und bin ans Bauhaus um zu promovieren. Heute verstehe ich mich als freiberufliche Künstlerin.

2. Welcher Bereich der Fotografie ist aktuell am wichtigsten für Sie?

Die abstrakte, experimentelle und generative Fotografie. Bevorzugt arbeite ich mit der Camera Obscura und verwende analoges großformatiges Material.

3. Welches fotografisches Projekt würden Sie in Zukunft gerne umsetzen?

Schon seit längerem habe ich ein größeres und langfristiges Projekt im Kopf, welches ich gerne zusammen mit meiner Tochter (Ethnologin) realisieren möchte. Es geht um die Lithium-Gewinnung, dem Basismaterial unseres digitalen Lebens und der digitalen Fotografie. Neben der fotogafischen Dokumentation und künstlerischen Interpretation streben wir auch eine humanistische Hinterfragung der Lithium-Gewinnung am Dreiländereck *und dessen kritische Auswirkungen auf Mensch und Natur an. (*Gebiet zwischen der Puna, dem bolivianischen Altioplano und der chilenischen Atacamawüste) Bereits in meiner PhD Arbeit setzte ich mich mit den visuellen Differenzen analoger und digtialer Aufnahmeträger auseinander, verbunden mit dem Ziel einen Generierungsprozess von Bildern zu finden, der keine Recourcen erschöpft. Hierin liegt sicherlich der Ursprung meines heutigen Vorhabens begründet. Ein noch offener Stipendiums Antrag lässt uns hoffen.

4. Nennen Sie uns zwei bis drei Fotobücher oder fotografische Arbeiten, die Sie besonders beeindruckt haben.

• Bereits in jungen Jahren und bis heute: Zur Theorie der Fotografie (Gottfried Jäger)
• Aktuell: Opake Fotografien (Franziska Kunze)
• Grundsätzliche Inspirationsquelle ist für mich immer wieder: Der Greif

5. Welche historische Persönlichkeit der Fotogeschichte hätten Sie gerne kennen gelernt?

Da gäbe es einige, am spannendsten ist für mich die Zeit der subjektiven Fotografie, auch wenn das eine nicht so starke Richtung sein mag. Von daher kommt mir spontan Otto Steinert in den Sinn. Wenn ich etwas tiefer in mich reinhöre, rückt jedoch Peter Keetman in den Vordergrund, dessen Werke ich sehr schätze und mit dem ich kurz vor seinem Abbleben noch in Kontakt war, aber leider nicht mehr persönlich kennenlernen durfte um mehr über sein Denken zu erfahren.

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