Prof. Ulrike Myrzik, Foto: privat
Prof. Ulrike Myrzik, Foto: privat

1. Wie sind Sie zur Fotografie gekommen?

Zweifelsohne durch meinen Vater, der als Werksfotograf für ein Industrieunternehmen am Bodensee arbeitete. Dadurch hatte ich schon als Kind Zugang zu diversem Kameraequipment und auch eine eigene Dunkelkammer im Keller. Am Anfang fand ich auch die labortechnischen Prozesse sehr viel spannender, als selbst zu fotografieren. Allerdings wollte ich zunächst das Hobby nicht zum Beruf machen und habe noch einen Umweg über ein Studium der Ernährungslehre gemacht, bevor ich mich dann endgültig für die Fotografie entschieden habe.

2. Welcher Bereich der Fotografie ist aktuell am wichtigsten für Sie?

Nach jahrelangen Auftragsarbeiten finde ich es gerade sehr reizvoll, mich der Fotografie wieder spielerischer anzunähern. Ich fotografiere wieder analog und versuche die digitale Technik mehr und mehr in den Hintergrund zu drängen und mich wieder auf meine fotografischen Wurzeln zu besinnen. Durch meine Lehrtätigkeit merke ich jetzt auch wieder, wie viele Wege es gibt, sich visuell zu äußern und dass nicht immer die klassische Fotografie der einzige Weg ist, ein Thema gut umzusetzen. 

3. Welches fotografische Projekt würden Sie in Zukunft gerne umsetzen?

Zum ersten Mal in meinem Leben widme ich mich seit einigen Jahren einem privaten Thema und versuche die Demenzerkrankung meiner Mutter und den damit verbundenen stillen Abschied von meinem Elternhaus in Bilder zu fassen, in der Hoffnung über meine Arbeit die Situation besser verstehen zu können. Und ich würde gerne längerfristig noch eine Fotoarbeit über die Küsten Europas machen, zusammen mit meinem Mann, dem Fotografen Manfred Jarisch.

4. Nennen Sie uns zwei bis drei Fotobücher oder fotografische Arbeiten, die Sie besonders beeindruckt haben.

Ein Buch, das mich seit sehr vielen Jahren begleitet ist „Das Land“ von Manfred Willmann, ich habe es oft in der Hand und entdecke immer wieder seine Bilder neu … es könnte auch von heute sein! Und ich bin ein großer Fan von Stephen Gills Gesamtwerk und all seinen Büchern, die er über Nobody Books herausgegeben hat, mein absolutes Lieblingsbuch ist „The Pillar“; zum einen liebe ich Sammlungen in der Fotografie und die Ästhetik der abgebildeten Vögel ist einfach umwerfend. Und eines meiner wichtigsten Bücher im Regal ist „Untitled“ von Diane Arbus, sie war für mich die wichtigste Fotografin ihrer Zeit und beeinflusst mit ihren Bildern noch immer Generationen von FotografInnen. Außerdem war es ein Geschenk vor vielen Jahren von meinem wunderbaren Lehrer Dieter Hinrichs ...

5. Welche historische Persönlichkeit der Fotogeschichte hätten Sie gerne kennen gelernt? 

Natürlich Diane Arbus und Lee Miller! Und Vivian Maier. Und Robert Frank. Wir alle verdanken ihnen so viel.

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