Porträt Christian Klant © Alex Schwander
Porträt Christian Klant © Alex Schwander
1.    Wie sind Sie zur Fotografie gekommen?

Eine Faszination für Fotografie hatte ich schon immer. Diese war jedoch lange unbestimmt und ich brauchte ein umfangreiches BWL-Studium als „Ehrenrunde“, um letztlich den Mut zu haben die Fotografie zu meinem Beruf zu machen. Anfänglich fotografierte ich ausschließlich digital und meist Portraits. Die Suche nach dem perfekten Bild brachte mich dann zum Kollodium-Nassplatten-Verfahren. Eine Begegnung mit nachhaltiger Wirkung. Heute bin ich Experte für historische Fotografie und arbeite mit sehr wenigen Ausnahmen nur noch mit analogen Techniken.

2.    Welcher Bereich der Fotografie ist aktuell am wichtigsten für Sie?

Während mich Portraits zur Fotografie gebracht haben, waren die letzten Jahre stark durch Landschaftsarbeiten geprägt. Unabhängig von Genre ist es aber immer der Aspekt des von Hand geschaffenen Originales, der für mich von hoher Bedeutung ist. Sei es bei der Kollodium-Nassplatte oder bei großformatigen Platin/Palladium-Prints. Erst so wird ein Bild für mich zum fotografischen Werk.

3.    Welches fotografische Projekt würden Sie in Zukunft gerne umsetzen?

2019 habe ich eine aufwändige Serie von Seelandschaften in Portugal fotografiert. Ein Jahr später wurde ich vom Amsterdamer Rijksmuseum damit beauftragt zu erforschen, wie der französische Fotograf Gustave Le Gray Mitte des 19. Jahrhunderts seine weltbekannten Seascapes tatsächlich fotografiert hat. Die Erkenntnisse aus beiden Arbeiten möchte ich gerne vereinen und an unterschiedlichen europäischen Küsten weitere Kapitel für meine eigenen Seelandschaften fotografieren.

4.    Nennen Sie uns zwei bis drei Fotobücher oder fotografische Arbeiten, die Sie besonders beeindruckt haben.

Schon lange bevor ich mich von fotohistorischer Perspektive den Arbeiten von Gustave Le Gray gewidmet habe waren seine Seascapes eine starke Inspiration für mich. Mehrmals bin ich zu Ausstellungen und Messen gereist, um seine Prints im Original zu sehen. Auch nach so langer Zeit sind es für mich wahre Meisterwerke. Meine Buchempfehlung hierzu: „Gustave Le Gray 1820-1884“ (Getty, 2002)

Ein weiterer starker Einfluss sind für mich die Arbeiten von Irving Penn. Zum einen finde ich seine Bildsprache wunderbar. Zum anderen hat mich seine intensive Auseinandersetzung mit Thema Platin/Palladium Printing dazu inspiriert, meine eigenen Arbeiten selbst in diesem delikaten Verfahren zu printen. Das Buch „Irving Penn: Centennial“ (Met, 2017) zeigt nicht nur umfassend sein fotografisches Werk sondern auch was er malerisch am Ende seiner Kariere erschaffen hat.  Gedanklich beschäftige ich mich schon seit längerem mit dem Thema Selbstportraits. Dafür ist für mich das Buch „MINKKINEN“ (Kehrer, 2019) aktuell prägend.

5.    Welche historische Persönlichkeit der Fotogeschichte hätten Sie gerne kennen gelernt?

Tja, wer die bisherigen Antworten gelesen hat wird sich nicht wundern, dass ich hier Gustave Le Gray nenne. Während viel über die Werke der damaligen Zeit geschrieben wurde, so ist nur wenig über die Entstehung der Selbigen überliefert. Wie sind Fotografen damals gereist? Wie wurde geprintet? Und wie sah der Austausch unter Kolleg:innen in der fotografischen Frühzeit aus? Das würde ich gerne aus erster Hand erfahren.

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