Er ist ein Kind des Ruhrgebietes. Nach dem interdisziplinären Studium von Kommunikationswissenschaften, Kunstgeschichte und Erwachsenenbildung, Weiterbildung in Fotografie und einem Jahrzehnt Fotojournalismus folgten zunächst Tätigkeiten im Kulturmanagement. Parallel leitete er sehr viele Fotokurse. Der DuMont-Verlag in Köln und einige Zeitschriften wurden aufmerksam und Freier publizierte neben fotopädagogischen Standardwerken wie „Fotografieren lernen – Sehen lernen“ und „DuMonts Lexikon der Fotografie“ sowie viele fotopädagogisch bebilderte Texte in Fotozeitschriften. Das war alles vor der digitalen Zeit.
32 Jahre leitete Felix Freier den Bereich Fotografie am Musischen Zentrum der Ruhr-Universität Bochum. Er hat dabei über 6000 Studierende unterrichtet, über 150 Ausstellungen organisiert und mit den Studierenden viele Projekte realisiert. Das Musische Zentrum in Bochum war eine in dieser Form einzigartige Institution an deutschen Universitäten, das in seinen Lehrveranstaltungen die Idee eines ‚studium generale‘ mit künstlerischen Themen umsetzte.
Heute ist er mit eigenen Bildern im fotokünstlerischen Bereich tätig, entwickelt Bilderideen und Konzeptionen für Ausstellungen und hält Vorträge.
1. Wie sind Sie zur Fotografie gekommen?
Mein Vater hatte eine frühe Edixa Spiegelreflex. Mit der durfte ich Bilder machen. Ich bekam einen Experimentierbaukasten ‚Fotos entwickeln‘ geschenkt, mit dem ich mich in einem dunklen Verschlag verschanzte. Später machte ich für mein Studium der Kommunikationswissenschaften ein Praktikum an der lokalen Zeitung. An einem Tag um die Mittagszeit kam die Meldung: ‚Großbrand am Hafen‘. Es war kein Fotograf da. Ein Redakteur drückte mir eine Leica in die Hand mit den Worten: „Los, Freier, da müssen Sie jetzt raus.“ Mit den Bildern bekam ich eine ganze Titelseite. Der Redaktionsleiter schätzte neue Bildsichten. Ich hatte ein 20mm-Objektiv, konnte Langzeitbelichtungen, extreme Formate und traute mich an neue Bilderwelten; das waren Alternativen zum etablierten, traditionellen Standard. Während des ganzen Studiums durfte ich die Vertretung für die fest angestellten Fotografen machen und somit mein Studium finanzieren. Der journalistische Background gab mir viele Gelegenheiten, Backstage-Reportagen Theaterabende und Sportevents hinter den Kulissen fotografisch umzusetzen und Einblicke in spannende Bereiche jeglichen Mainstreams zu bekommen. Warum bin ich nicht dabei geblieben? Im Tagesjournalismus waren mir die Produktionsfristen letztlich zu kurz.
Nachdem ich einmal einen Verriss über eine Fotoausstellung eines renommierten Fotopädagogen geschrieben hatte (und dafür Ärger bekam), begann ich zahlreiche eigene Fotokurse anzubieten, publizierte fotopädagogische Bücher und Zeitschriftenbeiträge.
2. Welcher Bereich der Fotografie ist aktuell am wichtigsten für Sie?
Seit einigen Jahren arbeite ich verstärkt konzeptionell. Ich verwende meine Fotografien weniger als Objekt der konkreten Dokumentation eines ‚hier und jetzt‘, sondern ich verwende Fotografien als bildnerisches Rohmaterial, das ich - oft verfremdet und montiert - für Bilder mit thematischen Aussagen einsetze. So interessiere ich mich aktuell natürlich für die Möglichkeiten von KI für die Bilderwelten.
Aber die Vermittlung von fotografischen Inhalten an junge Leute ist mir nach wie vor wichtig. Und aktuell halte ich auch wieder gerne Vorträge über die Geschichte der Fotografie.
3. Welches fotografische Projekt würden Sie in Zukunft gerne umsetzen?
Ich habe sehr viele große Projekte in der Vergangenheit realisiert. Im Moment reichen mir die kleinen, überschaubaren Projekte.
4. Nennen Sie uns zwei bis drei Fotobücher oder fotografische Arbeiten, die Sie besonders beeindruckt haben.
Reinhard Wolf hat mich sehr früh umgehauen mit seinem Buch über die japanische Küche (geniale Food-Fotografie) und seinem Werk über die New Yorker Wolkenkratzer. Die Arbeiten von Ralph Gibson haben mich immer beeindruckt. So reduziert und dabei so dicht! Aktuell studiere ich das Buch von Michael Kenna: „Forms of Japan“.
5. Welche historische Persönlichkeit der Fotogeschichte hätten Sie gerne kennen gelernt?
Eadweard Muybridge hätte mich interessiert. Wieviel war bei seinen Bewegungsstudien forschendes Interesse und wieviel war Job?
Peter Lindbergh: Er war ein Junge des Ruhrgebietes. Trotz aller Internationalität hatte er das Herz jenseits allen medialen Trubels auf dem richtigen Fleck.
Oliviero Toscani: Ich habe ihn mal live erlebt. So viel Power!! Und sein Projekt für jugendliche Kreativ-Kids ist förderungswürdig!