'Apian', Büste von Pierre-André Borioli "Nono", Bienenwachs und Ziegelsteine, 2015 © Aladin Borioli, Pierre-André Borioli und Françoise Borioli
'Apian', Büste von Pierre-André Borioli "Nono", Bienenwachs und Ziegelsteine, 2015 © Aladin Borioli, Pierre-André Borioli und Françoise Borioli

Der diesjährige C/O Berlin Talent Award in der Kategorie Artist geht an den Schweizer Künstler Aladin Borioli (*1988). Die ausgezeichnete Arbeit Apian wird in einer Einzelausstellung vom 27. Jan – 23. Mai 2024 bei C/O Berlin im Amerika Haus in der Hardenbergstraße 22–24, 10623 Berlin präsentiert.

Auf der Shortlist 2023 stehen die Künstler*:innen Arnout und Michiel De Cleene (*1986/*1988, BEL), Naima Green (*1990, USA), Elias Holzknecht (*1993, AT) sowie Jan Staiger und Malte Uchtmann (*1995/*1996, DE). 

Der C/O Berlin Talent Award 2023 in der Kategorie Theorist geht an den niederländischen Autor und Herausgeber Bas Blaasse, der den ersten kunsttheoretischen Essay über das Gewinner-Projekt verfassen wird. Der Essay wird zusammen mit einem Interview mit Aladin Borioli in einer monografischen Publikation bei Spector Books erscheinen, die C/O Berlin anlässlich der Einzelausstellung des Künstlers herausgibt.

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Aladin Borioli (*1988, CH) studierte Grafikdesign an der École d'arts appliqués de La Chaux-de-Fonds, Fotografie an der Hochschule für Kunst und Design Lausanne (ECAL) und hat einen Master of Arts in Visual and Media Anthropology an der Freien Universität Berlin. Seine Arbeit bewegt sich an der Schnittstelle von Kunst, Wissenschaft und Bienenhaltung. Er hat Preise und Stipendien im Bereich der Kunst, aber auch der Wissenschaft erhalten, zuletzt ein Stipendium am Hanse-Wissenschaftskolleg (Deutschland). Die Arbeiten des Künstlers wurden u.a. beim Festival Images, Vevey und im Centre d’Art Neuchâtel (CAN, beide Schweiz) gezeigt. Seine Publikation Hives 2400 B.C.E. – 1852 C.E., die 2020 erschienen ist, präsentiert gesammeltes Archivmaterial zum Thema Bienenzucht. Bei C/O Berlin wird die erste Monografie über Apian erscheinen, die sein Werk in seiner reichen Materialität umfassend erkunden wird.

In seinem enzyklopädischen Forschungsprojekt Apian geht der Künstler Aladin Borioli der symbiotischen Beziehung zwischen Menschen und Bienen von der Prähistorie bis in die Gegenwart nach. Dabei verbindet er Fotografie, Archivmaterial, Video und Schrift, um die Machtdynamik zwischen den Arten zu untersuchen. Borioli vereint verschiedene Bereiche und Forschungsmethoden, von der Architektur bis zur Anthropologie, vom Politischen bis zur Landwirtschaft, vom Soziologischen bis zum Ökologischen und vom Mythologischen bis zum Göttlichen, und schlägt dabei eine unkonventionelle rhizomatische Lesart unserer uralten Verbindung zu den Bienen vor.

Unter Berücksichtigung der Verbindungen zwischen Bienenzucht und Architektur, zeichnet Apian die Entstehung zeitgenössischer Bauarten durch die Linse des Bienenstocks nach. Gleichzeitig untersucht das Projekt wie der Wunsch der Menschheit nach geordneter Vergesellschaftung zu einer unvermeidlichen Identifikation mit der Gesellschaft der Bienen geführt und unsere Ideale von Arbeit, Familie und Gemeinschaft geprägt hat. Borioli reflektiert kritisch, wie die "Arbeitsbiene" als starkes Symbol spätkapitalistischer Werte vor allem im globalen Norden genutzt wurde, um puritanische Vorstellungen von Produktivität und Arbeitsteilung zu fördern. In seiner Komplexität und mit seinem ehrgeizigen Ansatz hat Boriolis Projekt Apian die gesamte Jury überzeugt.

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Bas Blaasse (*1991, NL) schreibt über Kunst und Kultur und fokussiert sich dabei häufig auf kamerabasierte Medien und darstellende Künste. Seine Texte bewegen sich an der Schnittstelle von Fiktion und Theorie. Er studierte Philosophie in Leuven, Berlin und Brüssel sowie Fotografie in Breda. Er arbeitet hauptsächlich in den Niederlanden und Belgien und ist derzeit Redakteur beim HART Magazine.

Blaasses breites Interessenspektrum sowie seine interdisziplinäre Arbeitsweise überschneiden sich in perfekter Weise mit dem methodischen Schwerpunkt von Borioli, der auf verschiedene Quellen, Materialien und Zugänge zur Dokumentation zurückgreift. Seine eingereichten Texte überzeugten in ihrer innovativen, vielschichtigen und erfassbaren Herangehensweise an komplexe kunstwissenschaftliche und gesellschaftskritische Themen.

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