Treffen Deidesheim vom 11. bis 13. Mai 2012 – ein Stimmungsbericht

Rund 30 Mitglieder haben am letzten Wochenende an dem informellen Treffen der Sektion Geschichte und Archive in Deidesheim teilgenommen.


Die Beiträge konnten themenoffen angemeldet werden. Das Spektrum reichte von Ausstellungsprojekten, Werkmonographien, Sammlungsarchiven, bildrechtlichen Fragen bis zur Geschichte des deutschen Fernsehens. Das Ergebnis war ein abwechslungsreiches und themendichtes Programm.


Einzelne Forschungsbeiträge machten deutlich, dass Kleinode der Photographiegeschichte, so etwa die Arbeiten der Brüder Hilsdorf, bisher nicht die ihnen gebührende Anerkennung erhalten haben. So ist es nur dem Einsatz des Photographen Franz Toth zu verdanken, dass ein großer Teil des photographischen Werkes von Theodor und Jacob Hilsdorf erhalten und von Hans-Micheal Koetzle aufgearbeitet werden konnte. Toths Vortrag belegte einmal mehr, dass die Rettung photographischer Nachlässe oft nur durch das Engagement einzelner Personen erreicht wird.


Als prägnantes Beispiel dafür ist auch die Arbeit von Helmut Gernsheim zu nennen, dem der Leiter des Forums Internationale Photographie der Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim, Dr. Claude W. Sui ab September 2012 eine große Ausstellung widmet. Sein brillant vorgestelltes kuratorisches Konzept erlaubte dem Publikum schon jetzt einen faszinierenden Einblick auf das Projekt.


Dass ein Bewusstsein für den Erhalt, die Vermittlung und für den Umgang mit Photos in ihrem jeweiligen Kontext geschaffen werden muss, zeigten auch die Beiträge von Dr. Volker Jakob über den westfälischen Photopionier Friederich Hundt und von Dr. Eberhard Mayer-Wegelin, der sich seit vielen Jahren mit dem Frankfurter Photographen Carl Friederich Mylius befasst.


Auf dem Gebiet der Bewahrung leistet das Institut Heidersberger mustergültige Arbeit. Hier ist echte, themenbezogene Forschung möglich, wie Archivleiter Bernd Rodrian an dem Wolkenarchiv des bekannten Wolfsburger Allround-Photographen eindrucksvoll demonstrierte.


Nicht nur für die Teilnehmer, die unmittelbar mit dem Medium Bild arbeiten, war es interessant, von Ulf Richter einen Einblick in die Geschichte des photographischen Urheberrechts zu erhalten.


Ganz verschiedene zeit- und kulturgeschichtliche Rückblicke boten auch die Beiträge von Hans-Michael Koetzle, Jan Schmolling und Gert Koshofer. Unter dem Titel „Paris im Photobuch“ berichtete Koetzle über seine gleichnamige Ausstellung in den Hamburger Deichtorhallen. Mit dem Fokus auf Autorenwerke präsentiert sie das Fotobuch als Gesamtkunstwerk und zeigt die Entwicklungen und Veränderungen der Stadt Paris in zyklischen und narrativen Bildern. Schmolling bot durch die Vorstellung des Ausstellungprojekt „Für immer Jung, 50 Jahre Deutscher Jugendfotopreis“ einen Blick auf fixierte Zeitgeschichte aus der Perspektive der jugendlichen Teilnehmer des Wettbewerbs. In einem emotionalen „Zeitraffer“ aus Bild und Film ließ er das Publikum des Treffens der Sektion Geschichte daran teilhaben.


Bewegte Bilder in zahlreichen Filmausschnitten, die Gert Koshofer aus den Anfängen des deutschen Fernsehens präsentierte, rundeten das Vortragsprogramm prägnant und kurzweilig ab. Sie spannten damit auch den inhaltlichen Bogen zum Film- und Fototechnik-Museum, durch das der Leiter des Hauses Dr. Wolfgang Immel die Teilnehmer am Sonntagvormittag führte. Den Ausklang fand das Treffen mit dem Empfang durch den Deidesheimer Bürgermeister Manfred Dörr, der mit großer Leidenschaft über die Geschichte seiner Stadt berichtete, die untrennbar mit der Kultur des Weines verbunden ist.

Die Programmübersicht finden Sie hier.


 Fotos: Michael Ebert und Sandra Abend