Standardisierung von Prozessen und Haltbarkeit digitaler Daten sind aktuelle Fragen

Die Dunkelkammer ist weitgehend durch den Computer ersetzt worden. Die dabei neu aufgetauchten Fragestellungen betreffen somit jeden, der mit Photographie umgeht. Daher veranstaltete die Sektion „Wissenschaft und Technik” der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh) am Institut für Medien- und Phototechnik der Fachhochschule Köln ein öffentliches Vortragsforum zu wesentlichen Aspekten digitaler Technologien. Dabei wurden drei Schwerpunktthemen beleuchtet: Standardisierung von Kamera-RAW-Dateien, Haltbarkeit und Archivierung sowie Innovationen.

Prof. Dr. Gregor Fischer stellte fest, dass RAW-Formate in der professionellen Photographie wegen ihrer offensichtlichen Workflow -Vorteile geschätzt werden, in der Kameratechnik aber fast ausschließlich proprietäre RAW-Formate zum Einsatz kommen. Somit sind die Formate unterschiedlicher Kameras selbst desselben Herstellers untereinander oft nicht kompatibel. Zudem werden ältere Formate von neueren Produkten oft nicht mehr unterstützt. Nur Druck seitens der Kunden könnte die Hersteller dazu bringen, den aus Sicht der Anwender dringend notwendigen Weg der Standardisierung einzuschlagen.

Die Archivierung und Haltbarkeit von Speicher- und Druckmedien war der zweite Themenschwerpunkt. Dr. Wolfgang Schmidt von der Felix Schoeller GmbH, Osnabrück, einem führenden Papierhersteller, referierte über die Haltbarkeit unterschiedlicher Farbpapiere. In umfangreichen Versuchen waren die klimatischen Verhältnisse Mitteleuropas simuliert worden. Mikroporöse InkJet-Papiere erwiesen sich, wie auch von anderen Tests bekannt, als konkurrenzfähig zu Silberhalogenidpapieren, die weiterhin den größten Marktanteil haben. Insbesondere Ozon schädigt Bilder stark. Neuere Tinten sind in dieser Hinsicht allerdings weniger anfällig. Die schädigende Wirkung des Lichts hingegen wird meist überschätzt, so Schmidt.

Prof. Dr. Hans Brümmer, der Vorsitzende der Sektion Wissenschaft und Technik der DGPh, benutzte mit Blick auf die Gefahr des Datenverlusts durch die Verwendung unzureichender Speichermedien den Begriff des „digitalen Alzheimers”. Wer vor allem den Preis als Hauptkriterium betrachte und Langlebigkeit als gegeben annehme, erlebe bei CD-ROMs und DVDs oft böse Überraschungen.

Prof. Dr. Rudolf Gschwind von der Universität Basel bemerkte, dass die Migration das komplexe und lästige Hauptproblem der digitalen Archivierung ist. Er beschrieb das Forschungsprojekt Peviar (Permanent Visual Archive), ein System zur migrationslosen Speicherung digitaler Daten und zwar beliebiger Informationen, nicht nur die von Bildern.

Dr. Piotr Swiatek, European Cooperation in Science and Technology, Brüssel, beschäftigte sich mit den Rahmenbedingungen, die für das Zustandekommen von Innovationen erforderlich sind. In der digitalen Photographie gibt es eine Vielzahl innovativer Ansätze, wie beispielsweise Sensoren, die das Bildergebnis eigenständig optimieren. Gefragt ist dabei interdisziplinäres Arbeiten, insbesondere zwischen Industrie und Universitäten.

Innovationen „im Kleinen” stellte Michaela Stolle von Epson-Europe vor. Sie beschrieb die Technologie des Epson Perfection V500 Photo, der als Beleuchtungseinheit weiße Leuchtdioden (LEDs) verwendet. LEDs haben gegenüber den sonst üblichen Kaltkathodenlampen viele Vorteile. Vor allem ist der Energieverbrauch geringer und der Scanner benötigt praktisch keine Aufwärmzeit, um farbstabil zu arbeiten.

Auch zur photokina 2008 plant die Sektion Wissenschaft und Technik der Deutschen Gesellschaft für Photographie wieder ein Symposium zum Stand der digitalen Photographie und deren Möglichkeiten der Standardisierung von Prozessen sowie zu den Problemen des langfristigen Speicherns digitaler Daten.