Von drei sehr unterschiedlichen Ansätzen, Photographien zu editieren, das heißt in größerer Anzahl und zu einem erschwinglichen Preisniveau anzubieten, berichteten die drei Referenten der Podiumsveranstaltung „Photographie und Edition: Original, Einstiegsdroge oder Billigprodukt?“, zu der die Sektion Kunst, Markt und Recht der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh) eingeladen hatte.
Andrea Holzherr, Leiterin der Kulturabteilung der Photographen-Kooperative Magnum in Paris, stellte die kommerzielle Präsenz der Agentur auf dem Kunstmarkt dar: Magnum, die keine öffentliche Galerie betreibt, aber beispielsweise auf der Photo-Messe Paris Photo mit einem Stand vertreten ist, verkauft außer den entsprechend teuren Vintage Prints ihrer Mitglieder ausschließlich Modern Prints in unbegrenzter Auflage. Jeder Abzug ist autorisiert, das heißt signiert oder gestempelt. Den Magnum-Photographen bleibt die Wahl, ob sie sich über die Agentur vertreten lassen oder ob sie ihre Arbeiten selbst frei verkaufen wollen. Kritisch äußerte sich Andrea Holzherr über das Angebot von Presseabzügen der von ihr vertretenen Agentur auf dem Kunstmarkt. Diese haben keinerlei Authentizität, sind in der Regel nicht von den Photographen selbst, sondern im Labor abgezogen und kommen mit zweifelhafter Provenienz auf den Markt.
Harald Rüggeberg, Geschäftsführer der Griffelkunst-Vereinigung in Hamburg, stellte ein ganz anders geartetes Konzept vor: Die Griffelkunst, ein 1925 gegründeter gemeinnütziger Verein mit kunstpädagogischem Hintergrund, bietet ihren Mitgliedern Editionen -Photographien, graphische Blätter, Lithographien und Multiples u.a. - zur Subskription an. Je nach Nachfrage wird die Anzahl der Arbeiten auf Kosten der Griffelkunst hergestellt. Die Höhe der Auflage kann variieren, liegt aber meistens zwischen 100 und 300 Exemplaren. Seit 1978 werden bei der Griffelkunst auch Photo-Editionen angeboten. In den zwei bis drei Auflagen pro Jahr sind auch zeitgenössische Positionen enthalten. Auch hier bietet die Präsenz von Griffelkunst-Blättern auf dem Kunstmarkt Anlass zur Kritik, ist die Griffelkunst doch ein nicht kommerzieller Verein und ihre Editionen sind nicht für den Markt sondern nur für deren Mitglieder bestimmt. Dennoch tauchen sie immer wieder auf. Wird ein Mitglied beim Weiterverkauf „erwischt“, führt das zum Ausschluss aus der Vereinigung.
Marc Ullrich, Geschäftsführer von Lumas, Berlin, berichtete von der Idee und dem Konzept der Editionsgalerie für Photographie, die mittlerweile in mehreren Großstädten Deutschlands vertreten ist: Interessenten die Möglichkeit zu bieten, herausragende Photokunst einfach erleben und erwerben zu können. Dabei ist es Lumas wichtig, eine Mischung aus vielversprechenden Newcomern und längst etablierten Künstlern präsentieren zu können. Im Idealfall gelingt es sogar, den Markt für einen Künstler mit aufzubauen, wie beispielweise im Fall Stefanie Schneider geschehen.
In der folgenden regen Diskussion, bei der auch Franz Van der Grinten, Inhaber der Van der Grinten Galerie Köln, als Moderator auf dem Podium mitwirkte, wurden interessante Punkte angeschnitten: Die Haltbarkeit und die Technik von modernen Abzügen, die Problematik von Editionen zusätzlich zu bereits bestehenden Auflagen einer Photographie oder einer Werkgruppe und die Verunsicherung bezüglich ungenauer und oft sehr divergierender Bezeichnungen, das Problem der Authentizität eines Abzuges (Stichwort: Henri Cartier-Bresson hat niemals selbst seine Abzüge angefertigt) und der Bedeutung der Information über die Arbeitsweise der einzelnen Photographen sowie Fragen nach Urheberschaft, Honorar und Wiederverkauf.
Der gute Besuch der DGPh-Mitglieder - viele machten von dem für sie exklusiven Angebot des freien Messebesuches Gebrauch – sowie die rege, kompetente und interessante anschließende Diskussion ließ die Veranstaltung zu einem für die Sektion Kunst, Markt und Recht vollen Erfolg werden. (Simone Klein)