PHOTONEWS - Zeitung für Fotografie, Nr. 7-8 (Juli/August 2010), Sonderbeilage „Archive und Nachlässe“
Die Deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPh) unterstützt mit Nachdruck alle Initiativen zur Bewahrung und Erschließung photographischer Archive und Bestände. Sie sucht dabei die Abstimmung und Koordination mit Verbänden, Persönlichkeiten sowie wissenschaftlichen und kulturellen Institutionen. Die Sicherung photographischer Bestände geschieht in Deutschland bisher unkoordiniert und segmentiv. Bereits vollzogene Erschließungen photographischer Bestände sind unzureichend dokumentiert. Es fehlen Standards. Orientierender Überblick ist gefragt. Das Ende der fortdauernden Erosion des photographischen Erbes sieht die DGPh als kulturpolitische Aufgabe von nationaler Bedeutung.
Die Sektion Geschichte und Archive widmete sich 2009 mit dem Symposium „Bildarchive im post-photographischen Zeitalter“, veranstaltet in Kooperation mit der Professur für Geschichte und Theorie der Photographie an der Universität Duisburg-Essen, den epistemologischen und photohistoriographischen Implikationen, die sich durch die elektronische Transformation in der Verwaltung und Nutzung von Bildarchiven ergeben. Die Tagung diskutierte die Ambivalenz der angeblichen Demokratisierung der Archive durch Digitalisierung und verweist auf die Empfehlungen zum Erhalt analoger Photoarchive „Florence Declaration“.
Im März dieses Jahres suchte eine Veranstaltung der DGPh Sektion Kunst, Markt und Recht gemeinsam mit der Deutschen Stiftung Photographie nach Klärung weiterer Strategien. Angesichts einer in Deutschland vielfältigen und reichen Tradition unterschiedlicher „Centren der Photographie“ sind regionale Schritte der Nachlasssicherung zu unterstützen. Die Diskussion unterstrich die Notwendigkeit zur Abstimmung unterschiedlicher Initiativen. Eine nationale Stiftung kann einen wesentlichen Beitrag leisten zur Sensibilisierung von Politik und Öffentlichkeit und der digitalen Vernetzung. Die Sektion Kunst, Markt und Recht bereitet zur Zeit das Symposium „Wohin mit Nachlässen und Sammlungen?“ vor, das im Rahmen des Europäischen Monats der Photographie vom 12. bi 13. November 2010 in Berlin geplant ist. Die DGPh richtet sich damit an Photographen und Photographinnen, Vertreter und Vertreterinnen von Nachlässen, Verbänden, Stiftungen, Museen, Juristen, der Politik und Wissenschaft. Das Symposium möchte einen Überblick liefern, Erfordernisse aufzeigen, nicht nur Fragen formulieren, sondern auch Leitlinien.
(Dr. Bernd Fechner, Vorsitzender der DGPh-Sektion Kunst, Markt und Recht)