Wirtschaftswunder - Josef Heinrich Darchinger

„Das Wirtschaftswunder“ – eine wunderbare Wiedergeburt

Der Photograph Josef Heinrich Darchinger (1925-2013) arbeitete ab 1952 als selbständiger Photojournalist. Seit Mitte der 1960er Jahre erschienen seine Bilder regelmäßig in namhaften deutschen Printmedien und sollten 30 Jahre lang die Berichterstattung von ‚Der Spiegel‘ und ‚Die Zeit‘ prägen. Darüber hinaus entstanden Ausstellungen und Bildbände, etwa über Helmut Schmidt, Willy Brandt, Richard von Weizsäcker oder Heinrich Böll. Darchinger erhielt zahlreiche Ehrungen, darunter 1987 den Dr.-Erich-Salomon-Preis der DGPh.

Gerade einmal acht Jahre nach der Kapitulation von Nazi-Deutschland 1945 begann Josef Darchinger, von vielen einfach „Jupp“ genannt, seine Reise durch den Westen eines geteilten Landes. Die Weltkriegsbomben hatten die deutschen Großstädte in Schuttwüsten verwandelt, doch Zeichen der ultimativen zivilisatorischen Katastrophe finden sich in seinen Bildern kaum.

„Jupp“ Darchinger hat jedoch nichts unterschlagen. Er hat lediglich dokumentiert, was er sah – in Farbe und Schwarzweiß: Ein Land im Wiederaufbaufieber, ein Land im Widerspruch zwischen technischem Fortschritt und kultureller Restauration, zwischen Überfluss und Elend, zwischen deutscher Gemütlichkeit und ständiger Bedrohung durch den Kalten Krieg. Gleichzeitig war der Aufschwung so rasant, dass alle Welt vom Wirtschaftswunder sprach.

Im Kontrast dazu zeigte der Photograph die Menschen, die ebenjenes Wunder vollbrachten: nüchtern, pflichtbewusst, bescheiden und fleißig. Darchinger porträtierte die Gewinner und die Verlierer des Wirtschaftswunders, Menschen aller sozialen Schichten – privat, im Beruf, in der kärglich bemessenen Freizeit und beim Konsum.

Der 2011 mit dem Kulturpreis der DGPh ausgezeichnete Klaus Honnef führt unter dem Titel „Die photographierte Zeit – Jupp Darchinger: Die 50er Jahre und die beginnenden 60er Jahre“ ausführlich in das Thema ein, während Gabriele Honnef-Harling am Ende des Buchs detailliert die „Chronik der Bundesrepublik Deutschland 1945 – 1990“ beisteuert.

Um das Werk seines Vaters aufzuarbeiten und gleichzeitig heutigen und kommenden Generationen nahe zu bringen, für was und für welche Leistungen das Wort „Wirtschaftswunder“ steht und wie der Neustart in Nachkriegsdeutschland wirklich aussah, organisiert Darchingers 1949 in Bonn geborener, heute als Photojournalist tätiger Sohn Frank Photoausstellungen und gestaltet Bildbände, so auch diesen.

Mit der Neuauflage erfährt das 2008 erstmals im Taschen-Verlag, Köln, erschienene Buch „Wirtschaftswunder – Deutschland nach dem Krieg“ im neuen, unbeschnittenen Format 30x30 cm eine wunderbare Wiedergeburt, für die alle oftmals ganzseitig gedruckten Photographien digital bearbeitet wurden und durch hochpigmentierte Farben und Schutzlack bestechen. (vZ)

Josef Heinrich Darchinger
Wirtschaftswunder

Hrsg.: Frank Darchinger
Text: Klaus Honnef, Gabriele Honnef-Harling
Mehrsprachig: Deutsch, Englisch
292 Seiten
Format: 30x30 cm, Hardcover
Köln, Taschen-Verlag
ISBN 978-3-8365-8927-7
40,00 €