Nicht erst seit William Egglestone (aktuell bei c/o Berlin) oder in der Vergangenheit bei Saul Leiter oder Vivian Maier, wurde über die frühe Farbfotografie geschrieben, gesprochen oder ausgestellt. Neben noch anderen Fotografinnen und Fotografen muss man einen neuen Namen hinzufügen, der im allgemeinen eher der Schwarz-Weiß-Fotografie zuzurechnen war: Werner Bischof.
Sein Sohn Marc hat beim Archivieren des Nachlasses einiges an frühen Farbfotografien herausgesucht, die jetzt in der Buchveröffentlichung Unseen Colour im Scheidegger+Spiess Verlag erschienen sind.
Bischofs Farbaufnahmen, weniger bekannt als seine Schwarz-Weiß-Arbeiten, hat er in den ersten Jahren nach Abschluss seiner Ausbildung an der Zürcher Kunstgewerbeschule geschaffen – einerseits in seinem Studio für Mode- und Reklamefotografie, aber auch Reportagen von Schauplätzen im kriegsversehrten Europa. Realisiert hat Bischof die Fotos im Auftrag des Zürcher Verlages Conzett & Huber, der ihm dafür eine Devin Tri-Color-Kamera zur Verfügung stellte, die jede Aufnahme auf drei mit Farbfiltern versehenen Glasplatten abbildete. Rund 200 dieser Farb-Negative aus dem Nachlass sind für dieses Buch erstmals restauriert und neu aufbereitet worden.
Faszinierend ist der reich illustrierte Band nicht allein aus fotohistorischer Sicht: Bereits diese frühen Farbfotografien lassen Werner Bischofs feinfühlige Ästhetik erkennen, die das gesamte Schaffen des Zürcher Magnum-Fotografen prägt. (th)
Ausstellungen: bis 2.7.2023 - Museo d’arte della Svizzera italiana, Lugano; 26.8.2023-21.1.2014 - Fotostiftung Schweiz, Winterthur
Werner Bischof
Unseen Colour
Hrsg.: Ludovica Introini und Francesca Bernasconi
Texte: Clara Bouveresse, Peter Pfrunder und Luc Debraine.
184 Seiten mit 102 farbigen Abbildungen
Scheidegger+Spiess, Zürich
ISBN 978.3.03942.129.9
48,00 €