Das schöne in/an der Fotografie ist noch immer, Neues, Unerwartetes zu entdecken. Nicht nur am Beispiel einer Vivian Maier trifft dieses zu, sondern auch auf Saul Leiter. Immerhin konnte er noch zu Lebzeiten die Anerkennung erfahren, die seiner Kollegin verwehrt blieb. Und mit diesem wunderbar gedruckten Buch ist dieses wiederholt gelungen. Auch wenn man glaubt, dieses oder jenes schon einmal gesehen zu haben, wirken die hier, bisher unveröffentlichten Fotos frisch und unverbraucht.
Es ist ein eigener Stil, den Saul Leiter in den 40er/50er Jahren mit seinen Streifzügen durch „sein“ New York gemacht hat. Man darf gespannt sein, was Margit Erb, die Gründerin der Saul Leiter Foundation, in den nächsten Jahren noch an wunderbaren Fotografien von Saul Leiter ans Tageslicht zaubert.
Saul Leiter (1923–2013), der heute als einer der weltweit größten Fotografen und Pionier der Farbfotografie gilt, war bis in seine frühen Achtziger relativ unbekannt. Erst seit Kuratoren und Kritiker ihn vor zwei Jahrzehnten neu entdeckten, erfährt sein Werk die gebührende Wertschätzung. In strahlenden Farben gaben Leiters Bilder den Lebensrhythmus in den Straßen New Yorks der 1950er- und 60er Jahre wieder, während seine Zeitgenossen noch in Schwarzweiß fotografierten. Seine komplexen und impressionistisch anmutenden Fotografien halten sowohl eine Stimmung als auch den berühmten entscheidenden Moment fest.
Bei seinem Tod hinterließ er eine Sammlung von mehr als 40.000 Farbdias, von denen nur ein Bruchteil je das Tageslicht erblickt hatte. Dieses Buch präsentiert erstmals 76 wiederentdeckte Werke aus dieser außergewöhnlichen fotografischen Fundgrube.
Saul Leiter
Unseen
Herausgegeben und Texte von Margit Erb und Michael Parillo
160 Seiten mit 76 Farbabbildungen
Kehrer Verlag, Heidelberg
ISBN 978.3.96900.083.0
39,90 €