Seventy Five at Seventy Five. Abe Frajndlich
Abe Frajndlich zum 75. Geburtstag: „Lives I've Lived“

Der 1946 in Frankfurt als Kind jüdischer Überlebender geborene Photograph Abe Frajndlich hat anlässlich seines 75. Geburtstages mit „Seventy Five at Seventy Five“ einen im Hirmer Verlag, München, erschienenen Bildband herausgegeben, der 75 seiner herausragenden Arbeiten von den 1970er Jahren bis zur Gegenwart präsentiert. Entstanden ist eine wunderbare Zusammenstellung von Schwarz-weiß- und Farbphotographien, die vielfach zu Ikonen unserer Zeit geworden sind.

Abraham Samuel Frajndlich zog schon als Kind häufig um: Von Frankfurt nach Tel Aviv, zurück nach Frankfurt, dann nach Paris und über Brasilien schließlich in die USA, wo er seit 1983 in New York nur 300 Meter von der Brooklyn Bridge entfernt mit seiner Frau Cynthia und dem Adoptivsohn Lucas in einem Apartment lebte, um dann vor einigen Jahren endgültig nach Cleveland (Ohio) zu ziehen.

Von 1970 bis 1976 absolvierte Abe Frajndlich bei dem einflussreichen Photographen, Photolehrer und Kurator Minor White vom Department of Photography in Arlington Heights und bei Nathan Lyons in Rochester seine Ausbildung zum Photographen. Während seiner Frankfurter Jahre arbeitete er vor allem für das Frankfurter Allgemeine Magazin, war jedoch bewusst ohne festen Auftrag: „Geh los und photographiere. Wenn Deine Bilder ankommen, werden wir dafür sorgen, dass sie auf unseren Seiten ‘singen‘,“ beschreibt Frajndlich die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Hans-Georg Pospischil, dem damaligen Art Direktor. Mit der Aussage, er habe „nicht unmaßgeblich über fast anderthalb Jahrzehnte die Bildsprache des Magazins dieser Zeitung geprägt“, bezeichnete die Frankfurter Allgemeine Zeitung im Jahr 2003 Frandlich als stilprägend.

International erschienen seine Bilder in ‚Vogue‘ und in ‚Vanity Fair‘ sowie in ‚Life‘, dem ‚London Observer‘ und dem ‚New York Times Magazine‘. Neben den journalistischen Auftragsarbeiten brachte er es insbesondere mit seinen Porträts von Prominenten, unter anderem von bedeutenden Photographen-kollegen, zu internationaler Beachtung. Als renommierter Kunstphotograph leitete er zudem mehrfach Workshops für den Photographen-Nachwuchs im Fotografie Forum Frankfurt.

In sein Buch, dessen Titelseite das „Auge von Bill Brandt“, 1980 in dessen Haus entstanden, ziert, führt Frajndlich unter der Überschrift „Die Leben, die ich lebte“ sehr persönlich ein. „Für mich als jetzt 75jähriger meine wichtigsten Photographien der letzten 50 Jahre zusammenzustellen ist weder ein Zeichen eines aufgeblasenen Egoisten noch einer unglaublichen Hochnäsigkeit oder beides – ich bin einfach froh, mit 75 noch so lebendig zu sein und es zu genießen, weiterhin neue Aufnahmen zu machen oder meine persönlichen Klassiker auszuwählen.“ Sein Dank gilt dabei auch seinem alten Freund David Dearden, den er seit Mitte der 1960er Jahren aus der gemeinsamen Zeit bei der Northwestern University kennt, der Abe Frandlich von der Kleinbildphotographie überzeugte und ihn bei der Bildauswahl unterstützte.

Der großzügig gestaltete Band zeigt neben seinen Lieblingsbildern auch spielerische und markante Porträts von Photographenkollegen, wie Robert Frank oder Ilse Bing, von Prominenten, wie Dennis Hopper, Art Blakey, James Baldwin, Roy Lichtenstein, Christo, William Wegman, Gerhard Richter, Miles Davis oder Cindy Sherman, auch atemberaubende Landschafts- und Architekturaufnahmen. Diese werden am Ende des Buchs von Abe Frajndlich durch persönliche Anekdoten zu 16 für seine langjährige Karriere besonders wichtige Photographien und eine kurze Story über seine Arbeit für das FAZ-Magazin ergänzt. (vZ)

Abe Frajndlich
Seventy Five at Seventy Five

Text: Englisch
144 Seiten, 75 Abbildungen
Format: 25x30 cm, Hardcover
München, Hirmer Verlag
ISBN: 978-3-7774-3952-5
34,90 €