San Francisco: Ein Bilderepos der „City by the Bay“
Der 25x34 cm große und fast vier Kilogramm schwere, im Taschen-Verlag, Köln, erschienene Bildband über San Francisco gibt mit seinen Hunderten von Photographien einen umfassenden Überblick über die Entwicklung der direkt am pazifischen Ozean gelegenen Metropole, die auf 42 sogenannten Hills einschließlich der 276 und 277 Meter hohen Twin Peaks gebaut wurde. Dessen ungeachtet wurde das Straßennetz - wie in den USA üblich - rechtwinklig angeordnet, was vor allem im Nordosten der Stadt zu teilweise sehr steilen Straßenteilen führte.
Der Band mit dem 1962 von Fred Herzog aufgenommenen Titelbild, das den Blick die Grand Avenue hinauf zeigt, beschreibt in fünf Kapiteln mit vielen Photographien chronologisch die Entwicklung der Stadt an der Bay von einem Dorf bis zum heutigen Tag. Der erste Teil beinhaltet die Zeit ab 1846, hat als Schwerpunkt das große Erdbeben 1906 und endet mit dem Börsencrash 1929. Der zweite Teil widmet sich der Zeit zwischen 1930 und 1945, enthält vor allem Photographien der berühmten Gruppe f/64 um Ansel Adams, Imogen Cunningham und Edward Weston und endet mit der in San Francisco entwickelten Gründungscharta der Vereinten Nationen. Die Zeit nach dem 2. Weltkrieg war bis 1963 von einer regen Bautätigkeit, aber auch vielen Aktivitäten der Bürgerrechtler geprägt, die „im Takt der Beatniks“ gegen die Rassentrennung und für das multikulturelle Miteinander kämpften. Daran schloss sich zwischen 1964 und 1978 „der Sommer der Liebe und der Winter des Missvergnügens“ an: Die Themen reichten von politischem Aktivismus über Antiabtreibungsaktivitäten bis zur Black-Panther-Bewegung und die Gay-Freedom-Day-Parade. Ab 1979 eröffneten sich „neue Horizonte“, die bis heute andauern: Einerseits die schwule Community, vor allem aber Silicon Valley sorgten dafür, dass San Francisco zu einer der beliebtesten Städte wurde. Die Firmensitze der großen ID-Konzerne liegen dort und bewirkten, dass die Stadt nun fast eine Million Einwohner zählt und es in der Bay Area prozentual mehr Milliardäre als irgendwo sonst auf der Welt gibt.
Der Bildband lebt vor allem von den großartigen Photographien. Angefangen mit einem frühen Bild von einer Bande knallharter Goldsucher, welche die Stadt im Norden Kaliforniens bekannt machten, führt das Porträt San Franciscos auf einer kurvenreichen Tour quer durch die Stadt. Dazu wurden Hunderte von neu entdeckten Bildern aus verschiedenen Quellen zusammengetragen, darunter Museen, Universitäten, Bibliotheken, Galerien, Privatsammlungen und historische Gesellschaften. Die Spanne reicht von Daguerreotypien aus dem 19. Jahrhundert über Kodachrome aus der Mitte des letzten Jahrhunderts bis hin zu neueren digitalen Aufnahmen. Zu den mit ihren Bildern vertretenen Größen der Photographiegeschichte gehören außer denen der Gruppe f/64 unter anderem Stephen Shore, Fred Lyon, Steve Schapiro, Minor White, Dorothea Lange, Albert Watson, Robert Frank, Garry Winogrand, William Claxton und Jim Marshall.
Die Bilder zeigen zum einen außergewöhnliche Blicke auf die Wahrzeichen der Stadt: Die 1936 fertiggestellte doppelstöckige Bay Bridge und die im Mai 1937 eingeweihte Golden Gate Bridge, Chinatown, Fisherman’s Wharf oder die Cable Cars, die die berühmten steilen Straßen hinauf und hinab klettern, zum anderen die beliebten Uferpromenaden, die schöne Bucht und die spektakulären Stadtlandschaften. Die Essays und die ausführlichen Bildlegenden des in der Bay Area lebenden Autors Richie Unterberger erläutern das Bildmaterial. (vZ)
San Francisco - Porträt einer Stadt
Hrsg.: Reuel Golden
Texte: Englisch, Deutsch, Französisch
480 Seiten
Format: 25 x 34 cm, Hardcover
Köln, Taschen-Verlag
ISBN: 978-3-8365-7485-3
50,00 €