Rhein - Der Fluss in der Fotografie seit 1846

Das Buch „Rhein“ steht im Dialog mit dem Bildband „bilderstrom“ von Christoph Schaden, beide haben das gleiche Motivthema den RHEIN, und in beiden Bildbänden sind die Fotografien in der Reihenfolge ihrer Entstehung abgebildet. Seine Quellen liegen in der Schweiz, er durchfließt Deutschland von Süd nach Nord und mündet in den Niederlanden in die Nordsee. Allerdings fällt dem geografisch kundigen auf das der „Rhein“ schwerpunktmäßig in diesem Bildband von Koblenz bis Emmerich existent ist - der historischen Provinz der „preußischen Rheinlande.“ Der Historiker Drafz hat eine große Affinität zur Fotografie und sein privater Blick hat seine Motiv-Sammlung strukturiert. Sein Buch ist streng nach dem Entstehungsjahr der Fotografien (1846-1970) konzipiert so stehen sich ganz unterschiedliche Sujets und fotografische Stilrichtungen auf einer Seite gegenüber.

In ihrem berühmten Essay „Über Fotografie“ stellt Susan Sontag (1933–2004, Fotografietheoretikerin) fest „Fotografieren heißt Bedeutung verleihen.“ In diesem Buch ist es vorrangig die historische Bedeutung der Fotografien, geordnet in 8 Zeitabschnitten (Kapiteln.). Aus der Vielfalt an Bildthemen seien hier „Wetterereignis“ (S. 16, 19, 189, 191, 199-201, 320), „Freizeit-Ausflug“ (S. 17, 31, 146, 154, 160, 163, 166 233, 297), „Kölner Dom“ (S. 33, 35, 39, 84, 102, 143, 181, 226, 232, 278, 289, 351), „1918-1922 Nachkriegszeit“ (S. 147-215), „Brückenbauten“ (S. 49, 51, 52, 54, 57, 60, 73, 93, 96, 101), „Krieg, 1940-1945 (S. 255-279), Nachkriegszeit“ (S. 254-298), „Bonn“ (S. 299-355) genannt. Die Bedeutung der Fotografie kann also historischer Moment, Wetterereignis, Freizeitgestaltung, der Kölner Dom, die Kriegszeiten 1914-1918 und 1940-1945, oder die Region Bonn sein. Für Fotografen*innen sind die Motive auf den Seiten 212, 223, 237, 242, 249, 261, 309, 322-233, 328-331, 332-334, 336-337 sicher eine Anregung.

Im Angesicht dieser wirklich beeindruckenden Bildstrecke stellt sich die Frage, ob der Epilog „Fotografie als Kunst“ nicht zutreffender als „Kunst mit dem Medium der Fotografie“ zu bezeichnen ist. Denn Kunst ist bekanntlich ja sehr unterschiedlich interpretierbar (S. 356-373) und kann individuell bewertet werden.

Das Buch „Rhein“ zeigt den Fluss mit Fotografien von 1846 bis 1970 und bietet auf Grund der Motiv-Themen besonders für Historiker und an der Regionalgeschichte interessierte Leser einen umfassenden Überblick. Die medien- und kulturhistorischen Texte von Helge Drafz beziehen auch Privatarchive, Amateurfotos und Schnappschüsse mit ein. Diese zeigen die Entstehung des modernen Tourismus und lassen den Rhein von der beeindruckenden Landschaft zur Freizeitkulisse mutieren.

Eine gelungene Publikation, die schön gestaltet mit einer sachlich funktionalen Buchgestaltung, den gezeigten Themengruppen gerecht wird. Diese Themen reiche Revue zwischen historischer Bedeutung und dem Alltag der Bewohner am Fluss zeigt den Fluss Rhein aus neuen ungewohnten Perspektiven. (db)

Rhein - Der Fluss in der Fotografie seit 1846
Fotografien u.a.: Cartier-Bresson, Volker Döhne, William Henry Fox Talbot, Leonard Freed, Herbert List, Renger-Patsch, Hans Saebens, August Sander

Hrsg.: Rheinischer Verein für Denkmalpflege
Texte von Helge Drafz
Deutsch
Buchgestaltung Leinenband mit Schutzumschlag
384 Seiten 480 Abbildungen in Schwarz-Weiß und Farbe
Greven Verlag, Köln
ISBN 978-3-7743-0927-2
40,00 €