Plein Soleil. Jessica Backhaus
Eine farbintensive Form- und Lichtstudie 

Jessica Backhaus, eine der wichtigsten deutschen Vertreterinnen zeitgenössischer künstlerischer Photographie, unternahm 2017 nach ihrer Serie ‚A Trilogy‘ eine transformative Erkundung, indem sie die Beschränkungen rein dokumentarischer Photographie überwand und sich in die Tiefen der Abstraktion vorwagte. Mit ‚Cut Outs‘ schaffte sie 2021 den endgültigen Durchbruch in eine neue kreative Phase. 

In dem im Kehrer-Verlag, Heidelberg, erschienenen, großformatigen Band ‚Plein Soleil’ zeigt sich Jessica Backhaus nun als talentierte Farbgestalterin, die Kompositionen wie architektonische Modelle anordnet. Dabei ist sie stets auf der Suche nach den strahlendsten, sich einander ergänzenden Farben. Sie beherrscht Licht und andere Elemente, um überraschende räumliche Strukturen zu kreieren. Sie malt nicht mit Farben, sie formt sie. Sie versucht nicht zu vereinfachen, sondern erforscht im Gegenteil die Autonomie der Farbe und erzählt von der unendlichen Vitalität farbiger Schwingungen. Das gelingt ihr mit den einfachsten Materialien – verschiedenfarbigen Papieren, texturierten Oberflächen und glänzendem Sonnenlicht.

Dabei lässt sich Jessica Backhaus, die 14 Jahre in New York lebte, beispielsweise von den kleinformatigen, abstrakten Gemälden von Etel Adnan oder der amerikanischen Farbfeldmalerei des abstrakten Expressionismus von Mark Rothko, Helen Frankenthaler oder Clyfford Still ebenso inspirieren, wie von der europäischen Malerei, allen voran den organischen Formen von Hans Arp und Joan Miró oder der Reduktion auf Grundformen und abstrakte Bildelemente von Bauhaus-Künstlern, wie Oskar Schlemmer und Wassily Kandinsky. Allerdings liegt das tiefe Ultramarinblau von Yves Klein allem zugrunde. 

Christiane Stahl (DGPh), die Leiterin der Alfred-Erhardt-Stiftung, Berlin, beschreibt in ihrem ausführlichen Text die Faszination der Photographien von Jessica Backhaus mit den Worten: „Sie bewegt die Papiere wie Schauspieler auf einer mit Scheinwerfern beleuchteten Szene, die durch ausgeprägte Schatten, glänzende Partien, Unschärfen im Vorder- und Hintergrund und changierende Farbverläufe der strukturierten Oberfläche räumliche Tiefe erhält. . . . Wir tauchen ein in die im gesamten Farbspektrum schillernden, sagenhaft verführerischen, die Sinne betörenden Werke, die in ihrer abstrakten Schönheit erscheinen wie von einer anderen Galaxie.“

Mit dem Buch ‚Plein Soleil‘ präsentiert die Photokünstlerin Jessica Backhaus eine beeindruckende visuelle Symphonie, in der vor allem das Zusammenspiel von Farbe, Oberfläche und Form heraussticht und die Form als dominierendes Element regiert. Gleichzeitig erforscht sie die photographischen Möglichkeiten der Abstraktion. (vZ)

Jessica Backhaus
Plein Soleil
Text: Dr. Christiane Stahl 
Format: 28 x 36 cm, Freirückenbroschur
96 Seiten mit 41 Farbabbildungen, 
Sprache: Englisch 
Heidelberg, Kehrer-Verlag
ISBN: 978-3-96900-163-9;   € 48,--