Zeitgenössische Photogramme eines Graphikmeisters
Als Meister des graphischen Genres verlegt der Photograph Michael Flomen seine Dunkelkammer unter den freien Himmel. Ohne Kamera, allein im Einvernehmen mit der Natur, entstehen dort seine großformatigen avantgardistischen Photogramme. Von den Großstädten bis zur Wildnis Nordamerikas verfolgt die Monographie mit 182 Bildern und acht kritischen Essays internationaler Fachleute den Entwicklungsweg seiner einzigartigen Vision.
Der im Hirmer Verlag, München, mit Arbeiten von Michael Flomen erschienene Bildband „Photograms and Photographs 2020 – 1970“ beinhaltet im ersten Teil unter den Titeln „Snow“, „Aquatic“, „Littoral“, „Terrestial“, „Web“ und „Fireless“ in jeder Beziehung außergewöhnliche Photogramme. Diese bestechen durch das Entdecken ungeahnter Wunder der Natur: Kleckse, Flecken von Samen oder Schnee, Tropfen von Tang oder Algen, die an Fensterscheiben kleben oder wie an einer Perlenschnur aufgereiht sind, insektenähnliche Gebilde, die über geäderte und schattenähnliche Lappen tanzen.
Um sich in der Photographie mit Abstraktion auseinanderzusetzen, lässt Flomen dabei die Kamera außen vor und konzentriert sich stattdessen auf lichtempfindliche Materialien: Wasser, Wind, Regen, leuchtende Glühwürmchen und andere Naturphänomene sind typische Komponenten seiner Arbeit. Aus der Natur lässt er seine monumentalen Photogramme entstehen und offenbart in ihnen Dinge, die sich dem bloßen Auge entziehen. Sein prachtvolles experimentelles Werk ist durch pure Harmonie geprägt und zeigt gleichzeitig das Verhältnis des Menschen zu seiner Umwelt.
Im letzten Drittel des großformatigen Bildbandes widmet sich der Künstler dem gesonderten Kapitel der Straßenphotographie, in dem Michael Flomen anfänglich im Stil eines Henri Cartier-Bresson arbeitete und in das ein ausführliches Interview mit seiner Partnerin Nadine Faraj mit „Fragen einführt, die niemand anderes stellen würde.“ Zu den Themen „Fields“, „Ponds“, „Snow“, „Still Life“ und „Shaker“ folgen auf ganzseitigen schwarzweißen sowie einigen wenigen farbigen Abbildungen Photographien. Dazu wiederum stellt der Kunstkritiker Nicolas Mavrikakis die generelle Frage „Wozu dient die Photographie in der Kunst?“ und beantwortet diese damit, dass die Photographie neben der Literatur und der Malerei für die darstellende Kunst unentbehrlich ist, einerlei wie und für was sie eingesetzt wird - was der Photokünstler Michael Flomen in wunderbarer Weise mit seinen Photogrammen und Photographien belegt. (vZ)
Michael Flomen
Photograms and Photographs 2020-1970
Texte: Nadine Faraj, Forrest Gander, Virginia Hecker, W.M. Hunt, Martha Langford, Nicolas Mavrikakis, Stuart McLean, Seph Rodney
Sprache: Englisch / Französisch
300 Seiten, 182 Abbildungen in Schwarzweiß und Farbe
Format: 22,9 x 29,2 cm, Hardcover mit Doppelprägung
München, Hirmer Verlag
ISBN: 978-3-7774-4173-3
55,00 €