Patrick Faigenbaum. Fotografien 1974 bis 2020. Schirmer/Mosel

Die vorliegende Werkmonografie von Patrick Faigenbaum (1954) stellt die Entwicklung seiner Photographien und eine Übersicht seiner Werkgruppen von 1974 – 2020 dar. Faigenbaum ist seinem Wesen nach Portraitist. Damit ist nicht allein das Bild des individuellen Menschen gemeint, auch die Stillleben oder städtische Szenerien beleuchten die Wirklichkeit des Menschen in seinen geschichtlichen Bezügen. Dabei geht es weder um konzeptuelle Serien oder thematische Zusammenhänge, sondern seine Bildsprache ist vom „autonomen Bilde geprägt, das durch Farbe, Form und Licht wirkt. Die ist gut an den Portraits italienischer Adelsfamilien und antiken Büsten (Kapitolinische Museen, ROM) zu erkennen. Er hat in Schwarz-Weiß Photographie und später auch in Farbe gearbeitet.

Seine Photographien zeigen den Aspekt des genauen Sehens und damit eine Ebene der Realität, einen Raum des Verstehens. Ohne jegliche individuelle Disposition geht er in der Bildstruktur auf, den Strukturen von Bildfindung, Farbe, Raum und Licht. Die Werkserien zu den Städten Bremen, Paris, Prag und Kalkutta sind geprägt durch seine Auseinandersetzung mit den Stadtstrukturen und den Lebenswelten der Bewohner. Die Serie Kalkutta (2011-2014) bezieht neben den Portraits auch stark Aspekte des Alltagslebens mit ein. In den Werkgruppen „34, rue de Clichy“ und „Santu Lussurgiu“ geht es vorrangig um Stillleben, die Portraitskizzen zweier Städte sind, die mit Portraits von Mutter und Schwiegermutter ergänzt werden.

Seine Photographie ist durch seine Liebe zur klassischen Malerei geprägt, die auch die Ästhetik seiner Portraits, Landschaften, Stillleben und urbane Räume in Schwarz-Weiß und in Farbe bestimmt. Die beiden letzten Werkserien „Mutter“ und „Schwiegermutter“ werden in Bottrop erstmals gezeigt und zeigen eine besonders intensive Auseinandersetzung mit dem Licht und seine Auswirkungen in den Gesichtern der Frauen. Dabei sind seine Portraits wie Skulpturen und umgekehrt (antike Büsten).

Dem Josef Albers Museum und Heinz Liesbrock ist zu danken, dass sie mit diesem Buch einen interessanten französischen Künstler auch einem breiten deutschen Publikum vorstellen. Ein empfehlenswertes Buch als Dokument der Entwicklung der stilistischen Impulse in der Photographie von Patrick Faigenbaum. Eine gelungene Publikation, schön gestaltet mit einer sachlich funktionalen Buchgestaltung, die den gezeigten Werkgruppen künstlerisch gerecht wird und zum Nachdenken über die Photographie und ihre künstlerischen Möglichkeiten anregt. (db)

Ausstellung bis bis 24. Oktober 2021 im Josef Albers Museum Quadrat (Bottrop)
Zur Ausstellung als Edition die Photographie Dover Lane, Ballygunge, Kolkata, 2014,, circa. 37 × 47 cm, Auflage 15, Preis 880 €.

Patrick Faigenbaum. Fotografien 1974 bis 2020
Hrsg.: Jean-Francois Chevrier und Heinz Liesbrock

Texte: Jean-François Chevrier, Heinz Liesbrock und Jeff Wall
Deutsche Ausgabe
Buchgestaltung Festeinband mit Schutzumschlag
192 Seiten, 178 Abbildungen in Schwarz-Weiß (Duotone) und Farbe
Schirmer/Mosel, München
ISBN 978-3-8296-0924-1
Preis im Museum 34,80 €