Die vorherrschende Farbe in Orhan Pamuks neuem Photobuch ist Orange. Wenn der Literaturnobelpreisträger die tägliche Schreibarbeit beendet hat, nimmt er seine Kamera und durchstreift die verschiedenen Viertel seiner Heimatstadt Istanbul. Häufig erkundet er die abgelegenen Gassen, in die sich keine Touristen verirren, Orte, die vernachlässigt und vergessen scheinen, in ein ganz bestimmtes Licht getaucht.
Es ist das orange Licht von Straßenlampen und aus Häusern, das Orhan Pamuk so gut aus seiner Kindheit in Istanbul kennt. Doch das vertraute, warme Licht verschwindet. War in seiner Kindheit das weiße Licht Krankenhäusern, Fabriken, Wartehallen oder Kühlschränken vorbehalten, so haben jetzt moderne, billige Leuchtmittel überall in der Stadt Einzug gehalten und nachts leuchtet es zunehmend eisig-weiß aus den Fenstern. Die Lichter der Nacht haben sich so schleichend und beinahe unmerklich verändert wie die sozialen Strukturen der ganzen Stadt. Über Jahrzehnte hat Orhan Pamuk die nächtliche Stadtlandschaft photographiert und so in seinen Bildern ein Istanbul bewahrt, das allmählich verschwindet.
Die Photographien sind atmosphärisch dicht und warm-leuchtend. Eine große Nähe zu den photographierten Szenerien schaffend, laden sie den Betrachtenden ein, einen Blick in die verschwindende Stimmung der Stadt zu werfen, und dabei fast Teil von ihr zu werden.
Orhan Pamuk
Orange
Fester Einband / Leineneinband
192 Seiten, 350 Abbildungen
17.6 x 25 cm
Englisch
Steidl-Verlag, Göttingen
ISBN 978-3-95829-653-4
1. Auflage 07/2020
34.00 €