Nsenene. Michele Sibiloni, Edition Patrick Frey

Zerstörung, Plage, Hungersnot, das sind Begriffe, die man zunächst mit schwärmenden Heuschrecken assoziiert, die auf ihrem Zug alles fressen was sich fressen lässt. Nicht so in Uganda, wo man sich die Wanderung einer bestimmten Heuschreckenart zu Nutze macht. Die Heuschrecken, in Uganda Nsenene genannt, sind ein proteinreicher Leckerbissen und eine Einnahmequelle zugleich. Und in einem Land mit hoher Arbeitslosenquote und der jüngsten Bevölkerung der Welt — über dreiviertel der Menschen sind unter 25 Jahre alt — auch ein Weg, sich finanziell über Wasser zu halten.

Direkt nach der Regenzeit, in der Regel zwei Mal im Jahr, machen sich die Heuschrecken auf den Weg, sie sind auf der Suche nach mehr Platz. Sich an der Sonne, am Licht orientierend, überfluten sie in riesigen Schwärmen den Himmel. Starke Scheinwerfer ziehen so die Tiere in der Nacht an. Kommt ein Schwarm an, färbt sich der Himmel grün, die „Ernte“ kann beginnen.  Wellblechplatten, die um die Leuchten herum aufgestellt sind, stoppen die Heuschrecken und lassen sie zu Boden fallen. Was so einfach klingt, bedeutet harte Arbeit und viel Geduld. Sorgfältiges Planen, Hoffen und Warten sowie hektisches Treiben der Heuschreckenjäger wechseln einander ab.

Sein Interesse gelte der Atmosphäre des Phänomens selbst, sagt Michele Sibiloni. 2015 begann er, die Jagd auf Heuschrecken photographisch zu begleiten. Entstanden sind in grünes Licht getauchte Bilder, die teils eine entrückte, surreale, fast jenseitige Stimmung widerspiegeln.

Texte von ugandischen Persönlichkeiten, darunter Bobi Wine —  populärer Musiker und Politiker wurde — tragen am Ende des Buches dazu bei, den kulturellen Kontext zu verdeutlichen.

Michele Sibiloni (geb. 1981), ist ein italienischer Photograph und Videofilmer, lebt in Italien und Uganda. Er hat Bilder von zahlreichen politischen Ereignissen auf dem afrikanischen Kontinent geliefert. Von 2012 bis 2014 dokumentierte Sibiloni das Nachtleben der ugandischen Hauptstadt Kampala und wirft damit eine etwas anderen Blick auf die Nacht. 2016 entstand daraus das ebenfalls in der Edition Patrick Frey erschienene Fotobuch 'Fuck It'. (rp)

Michele Sibiloni
Nsenene

Mit Texten von
Robert Kyagulanyi Ssentamu (H.E. Bobi Wine), Katende Kamadi, Francis Sengendo
Designer*in
Nicolas Polli
Gebunden, 144 Seiten, 66 Farbabbildungen
23 × 31 cm
ISBN: 978-3-907236-13-0
Sprache: Englisch
Edition Patrick Frey, Zürich
52,00 €