Mont-Saint-Michel in komponierten Photographien
Vor 1000 Jahren wurde auf Mont-Saint-Michel, einer Insel zwischen der Normandie und der Bretagne, der Grundstein für die wohl berühmteste Abtei der Welt gelegt. Diese wurde über die Jahrhunderte zu einem Natur- und Architekturmonument und gleichzeitig einem Heiligtum Frankreichs. Die Französische Revolution machte aus dem Kloster ein gefürchtetes Gefängnis, bis sich Victor Hugo (1802 – 1885) mit Erfolg für die Wiederherstellung des Mont-Saint-Michel einsetzte: „Auf dem Mont-Saint-Michel müsste man die Superlative der Bewunderung auftürmen, so wie der Mensch die Bauwerke auf die Felsen und die Natur die Felsen auf die Bauwerke getürmt hat.“ Nicht zuletzt dadurch wurde das ehemalige Benediktinerkloster 1874 zum ‚Monument Historique‘ erklärt und von Viollet-le-Duc restauriert. 100 Jahre später, 1979, erklärte die UNESCO die Insel zum Weltkulturerbe, das jährlich 3,5 Millionen Besucher anzieht.
Zur Tausendjahrfeier und im Auftrag des französischen ‚Centre des Monuments Nationaux‘ hat der renommierte, 1967 in Stuttgart geborene Photograph Elger Esser (DGPh) Mont-Saint-Michel – auch die öffentlich nicht zugänglichen Teile - und die die Insel umgebende Meerlandschaft zu allen Jahreszeiten und Gezeiten photographiert und in wunderbare Farb- und Schwarzweiß-Aufnahmen gegossen. Diese präsentiert er in dem im Verlag Schirmer/Mosel, München, erschienenen großformatigen Bildband „Mont-Saint-Michel – Fotografien“. Dabei zeigt sich einmal mehr die Stärke eines der namhaftesten Vertreter der Becher-Schule an der Kunstakademie Düsseldorf, der Weltkunst und Heimatkunde auf faszinierende Weise verbindet.
In ihrem einführenden Text stellt die Kunsthistorikerin, Photoexpertin und Ausstellungskuratorin Héloïse Conésa unter dem Titel „Elger Esser - an der Schwelle zum Wunderbaren“ anhand von Bildbeispielen fest, dass auch Elger Esser offensichtlich vom Festungsinneren und seinen Gassen, die er überwiegend in Schwarzweiß photographiert hat, sowie den von einer endlosen Weite aus Wasser und Sand umgebenen Felsen und seinem Kloster, die er in Farbaufnahmen darstellt, ergriffen war.
Der französische Schriftsteller und Literaturkritiker Yann Queffélec schreibt in seinem eher poetischen Essay über den Mont-Saint-Michel und dessen Faszination bei den unterschiedlichen Beleuchtungen zu den verschiedenen Tageszeiten, die Elger Esser vielfach in seinen Photographien festgehalten hat.
Die in dem Bildband präsentierten, sorgfältig komponierten, eher monochromen Photographien belegen die stilistische Erkundung, die Esser bei jedem seiner Bilder betrieben hat. Oder, wie es Héloïse Conésa ausdrückt: „Elger Esser hat mit dem Mont-Saint-Michel einen Ort gefunden, der seinem Bild der westlichen Landschaftsphotographie entspricht: Zwischen zwei Welten.“ (vZ)
Elger Esser (DGPh)
Mont-Saint-Michel - Fotografien
Text: Heloïse Conésa, Yann Queffélec
168 Seiten mit 108 Tafeln in Farbe und Schwarzweiß
Format: 33x29 cm
Sprache: Französisch, Englisch, Deutsch
München, Verlag Schirmer/Mosel
ISBN: 978-3-8296-0974-6
78,00 €