Julius Frank
Die Wiederentdeckung der Photodynastie Frank

Drei Generationen der Familie Frank betrieben seit 1872 ein Photogeschäft in Lilienthal mit zeitweiligen Zweigstellen im nahe gelegenen Worpswede und in Bremen. Ihr späteres Schicksal reiht sich ein in das jüdischer Photographinnen und Photographen, die Deutschland nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten verlassen und sich im Exil eine neue Existenz aufbauten mussten.

Nach der Gründung des Photoateliers durch Julius Frank sen. (1845 – 1906) war es nach dessen frühem Tod sein Sohn Henry (1879 – 1931), der durch seine künstlerischen Landschafts- und Porträtaufnahmen mit den durch die Künstlerkolonie Worpswede populär gewordenen Motiven aus dem Teufelsmoor überregional bekannt und vielfach ausgezeichnet wurde. Dessen Sohn Julius Frank jun. (1907 – 1959) wiederum knüpfte an die Erfolge des Vaters an, bis ihn 1936 die Umstände im nationalsozialistischen Deutschland zum Verkauf des Photogeschäfts zwangen: Im Juni 1936 bestieg Julius Frank ein Schiff, das ihn ins amerikanische Exil brachte. Dort gelang es ihm, in Detroit und später in Los Angeles Fuß zu fassen und weiterhin als Photograph erfolgreich zu sein.

Der schwere Weg der Photographenfamilie Frank wird in dem im Verlag Dölling und Galitz, München, erschienenen Band „Julius Frank – eine jüdische Fotografenfamilie zwischen Deutschland und Amerika“ in berührender Weise rekonstruiert. Dies wurde ermöglicht durch deren aus etwa 800 Motiven bestehenden Nachlass, der aus Abzügen in unterschiedlichen Formaten, teilweise auch noch aus Negativen bestand, der das Focke-Museum. Bremen, in einer großen, aus den USA übersandten Kiste erreichte und nun von deren Fachleuten aufgearbeitet wurde.

In das Werk der Photografenfamilie führt Anna Greve vom Focke Museum unter dem Titel „Zur Ästhetik der Fotografien aus dem Atelier Frank“ ein. Dabei vergleicht sie dieses mit den Arbeiten von Alfred Stieglitz, Dorothea Lange oder Lászlo Moholy-Nagy und stellt fest, dass die von Gründervater und Sohn in Lilienthal aufgenommenen frühen Photographien ganz der dominanten Ästhetik ihrer Zeit verhaftet sind. „Das dörfliche Leben, die Birkenlandschaft im Teufelsmoor, die arbeitende Bevölkerung, alte Menschen mit ausdrucksstarken Gesichtern sind in der Rückschau Dokumentation und Definition zugleich – bäuerliches Leben jenseits der Großstadt“.

Ausführlich stellt die Photohistorikerin Karin Walter in ihrem Beitrag „Eine jüdische Familie zwischen Lilienthal und Amerika (1872 – 1959)“ die wiederenddeckte Photodynastie Frank vor und schildert, anschaulich bebildert, das bewegende deutsch-jüdische Familienschicksal: Deren Anfänge, nach dem frühen Tod des Gründers Julius sen. die Übernahme des Photoateliers durch den damals 27jährigen Sohn Henry sowie den Neuanfang in Amerika durch Julius jun. im Jahre 1936.

Den Hauptteil des Buchs bilden großformatige Abbildungen, die unter dem Titel „Die Bilderwelt des Ateliers Frank“, eingeteilt in die drei Kapitel „Worpswede und das Teufelsmoor (bis 1936)“, „Ausflüge in Deutschland (bis 1937)“ und „Amerika (1938 – 1959)“, einen umfassenden Überblick über das breite Motivspektrum der Arbeiten der Photographendynastie Frank geben. (vZ)

Ausstellung noch bis 26. Februar 2023 im Focke-Museum, Bremen

Julius Frank - eine jüdische Fotografenfamilie zwischen Deutschland und Amerika
Hrsg.: Focke-Museum Bremen 

Text: Anna Greve, Karin Walter
Deutsch
Format: 24x30,5 cm, Hardcover
160 Seiten mit 130 Abbildungen
München, Hamburg, Dölling und Galitz Verlag
ISBN: 978-3-86218-160-5
32,00 €