Gefunden im Haus der Mutter
Der amerikanische Photograph, Schriftsteller und Dozent Russell Hart hatte ein sehr enges Verhältnis zu seinen Eltern, vor allem zu seiner Mutter, die nach dem Tod seines Vaters mehr und mehr an Demenz litt. Beide lebten in ihrem im viktorianischen Stil erbauten Haus, in dem er selbst nach dem Tod seiner Mutter weitere zwei Jahre zubrachte und vieles mit seiner Kamera detailliert dokumentierte, was sich im Laufe ihres Lebens in ihrem Haus angesammelt hatte.
Daraus hat Russell Hart mit dem im Kehrer-Verlag, Heidelberg, erschienenen Buch „As I Found It. My Mother’s House“ einen hochfokussierten, sehr persönlichen photographischen Essay über Erinnerungen gestaltet, aber auch darüber, wie Demenz Identität und persönliche Geschichte zerstören kann. Gleichzeitig ist eine intime Studie über einen alternden Elternteil anhand persönlicher Gegenstände und ihrer Umgebung entstanden.
Die durchgehend schwarzweißen Photographien präsentieren das Innere des Hauses, in dem Harts Mutter über 40 Jahre gelebt hat, bis sie aufgrund ihres kognitiven Verfalls dort nicht mehr bleiben konnte. Einige der Bilder zeigen dessen Innenräume, bevor er es für den Verkauf ausräumte, die weitaus meisten aber sind Nahaufnahmen von Schachteln und kleinen Kartons mit Gegenständen, die seine Mutter, eine krankhafte Sammlerin, aus praktischen und sentimentalen Gründen zusammengetragen hatte.
In sehr persönlichen Photographien hat der Sohn vor allem die vielen kleinen Einzelteile dokumentiert, die er in den Schränken und Schubladen fand: Die Inhalte der unzähligen großen und kleinen Kartons und Kästchen, beispielsweise gefüllt mit Ledergürteln und Krawatten des Vaters, Ansichtskarten, Paletten mit Hinweisen „nicht wegwerfen“, gerahmten Bildern, Sternen und Taschenuhren, Perlen und Knöpfen, Weihnachtsschmuck, Haarbürsten oder Reisverschlüssen, alles sauber mit beschrifteten Zetteln versehen, die wiederum für ihn voller Erinnerungen waren und die er sehr sorgfältig mit seiner Kamera festgehalten hat. In liebevollen Bildunterschriften und sehr persönlichen kurzen Zwischentexten klärt er zudem über den Inhalt und deren Bedeutung auf.
Das Buch von Russell Hart über das Haus seiner verstorbenen Mutter ist eine intime Studie über einen alternden Elternteil anhand persönlicher Gegenstände und ihrer Umgebung. Gleichzeitig lässt es Raum, eigene Erfahrungen mit der Pflege von Angehörigen wiederzuerkennen. (vZ)
Russell Hart
As I Found It. My Mother’s House
Format: 28 x 30 cm, Hardcover
96 Seiten mit 58 Duplexabbildungen
Sprache: Englisch
Heidelberg, Kehrer Verlag
ISBN: 978-3-96900-152-3
48,00 €