Helmut Newton. Legacy
Das Werk Helmut Newtons in seiner schöpferischen Fülle

Das Werk Helmut Newtons (1920–2004), das mehr als fünf Jahrzehnte umspannt, entzieht sich jeder Einordnung. Newtons photographisches Schaffen ist nicht nur einzigartig, sondern in seiner Bandbreite auch nahezu ohnegleichen. Der großformatige, im Taschen-Verlag, Köln, erschienene Bildband „Helmut Newton. Legacy“ präsentiert sowohl die Highlights als auch Wiederentdeckungen seines photographischen Œuvres.

‚Elegante Dekadenz und subtile Provokation‘ ist die ausführliche Einleitung durch Mathias Harder (DGPh), Direktor der Helmut-Newton-Stiftung in Berlin, betitelt, mit der dieser umfassend in das Lebenswerk des großen deutsch-australischen Photographen einsteigt. Seine Einleitung ist in die Abschnitte ‚Mode und Avantgarde‘, ‚Naked and Dressed‘, ‚Facetten des Werblichen‘ und ‚Conclusio‘ unterteilt und beschreibt exemplarisch das Leben und die Arbeit von Helmut Newton, der 1936 seine Ausbildung bei der renommierten Modephotographin Yva in Berlin begonnen hatte und zu einem der einflussreichsten Photographen werden sollte.  
Harder führt auch in die einzelnen Bildkapitel ein. Diese sind nach ‚Early Years“ in die vier Dekaden des Schaffens von Helmut Newton von „Sixties‘ bis ‚Nineties‘ eingeteilt, enden mit ‚Late Years‘ und spiegeln anhand von ausgewählten Bildbeispielen aus vier Jahrzehnten auf unterschiedliche Weise seine drei Hauptgebiete Mode, Akt und Porträt wider. Diese sind zudem durch Kontaktabzüge, auf denen sich häufig Markierungen befinden, die auf Newtons persönliche Auswahl verweisen, sowie Notizbücher mit seinen Bildideen oder auch Polaroids angereichert. Schließlich werden die Bildstrecken durch Zitate von Newton selbst oder auch anderer Protagonisten, wie Susan Sontag, Anna Wintour, Karl Lagerfeld oder June Newton ergänzt.

Zwischengeschaltet ist außerdem das Essay von Philippe Garner „Helmut Newton. Die Pariser Jahre“, die im Oktober 1981 mit der denkwürdigen Ausstellung „Grand Nus“ endeten.

Der Bildband belegt, dass Helmut Newton in seinem Werk die Grenzen aller Genres überwand, indem er der Modephotographie dieselbe stilvolle Eleganz und das voyeuristische Element verlieh, das auch seine Porträts und seine Glamouraufnahmen auszeichnen. Schon sehr früh ließ er die gängige Praxis hinter sich und löste die Grenzen zwischen Realität und Illusion auf. Newtons klare Ästhetik prägt alle Bereiche seines Werks, insbesondere aber seine Mode-, seine Porträt- und seine Aktphotographie - manchmal sogar in einer Aufnahme.

Das Rampenlicht gehörte dabei den Frauen vor seiner Kamera, darunter nicht nur Models, sondern auch Persönlichkeiten wie Catherine Deneuve, Liz Taylor oder Charlotte Rampling. Bei seinen Arbeiten ging Newton über das narrativ Herkömmliche hinaus: Seine Fashionphotographie zeichnet sich nicht nur durch üppige Eleganz und subtile Verführung aus, sondern auch durch kulturelle Bezüge und einen überraschenden Sinn für Humor. Dazu verwandelte er Locations, wie seine eigene Garage oder Baustellen, zu einer mal kontrastierenden, mal ausgesprochen minimalistischen Bühne, um darauf das exzentrische Leben der Schönen und Reichen in ausgefallenen Szenarien und aufgeladen mit Erotik und Eleganz abzubilden.

Der Bildband „Helmut Newton. Legacy“ begleitet eine internationale Ausstellungstournee, in der Highlights, aber auch zahlreiche Wiederentdeckungen seines photographischen Œuvres präsentiert werden. Es zeigt, dass Newton ein ungemein produktiver Schöpfer von Bildern und ein wahrer Visionär war. Der Bildband zollt ihm und seinem bleibenden Einfluss auf die moderne Photographie und bildende Kunst Tribut. (vZ)

Helmut Newton. Legacy
Hrsg.: Matthias Harder (DGPh)

Mehrsprachig: Deutsch, Englisch, Französisch
424 Seiten
Format: 24x34 cm, Hardcover mit Schutzumschlag
Köln, Taschen-Verlag
ISBN 978-3-8365-8458-6
80,00 €

Ausstellung noch bis 22. Mai 2022 in der Helmut Newton Stiftung, Berlin.