Helmut Newton. A Gun for Hire
Helmut Newton und seine Modephotographien  

Der weltbekannte Photograph Helmut Newton (1920–2004) nannte sich selbstironisch gerne „“A Gun for Hire“. Dies war auch der Titel eines mittlerweile legendären Buchs, das seine Frau June über dessen kommerzielle Photographie bereits 2005 herausgab. Es belegte, dass Newton kompositorisch und stilistisch nicht zwischen Aufträgen von Werbekunden und der Arbeit für Zeitschriften unterschied. "Die photographische Arbeit mancher Menschen ist Kunst. Meine nicht. Wenn meine Photos zufällig in einer Galerie oder einem Museum ausgestellt werden, soll es mir recht sein. Aber das ist nicht der Grund, warum ich sie mache. Ich bin ein ‚Auftragskiller‘“, sagte Helmut Newton 2004 einmal in einem Interview.

Matthias Harder (DGPh), seit 2004 leitender Kurator und seit 2019 Direktor der Helmut-Newton-Stiftung in Berlin, hat das mittlerweile legendäre, von der seit 1970 als Photographin unter dem Künstlernamen Alice Springs bekannten June Newton (1923–2021) anlässlich der ersten Ausstellung herausgegebene Buch aktuell überarbeitet. Die im Taschen-Verlag, Köln, erschienene Neuauflage beginnt mit einer ausführlichen Einleitung, in der Harder zunächst mitteilt, dass Newtons kommerzielle Photographie erstmals 2006 im Grimaldi-Forum in Monaco und anschließend in der kurz zuvor gegründeten Berliner Stiftung zu sehen war.

Der Katalogband „A Gun for Hire“ vereint eine Auswahl von Newtons Auftrags- und Modephotographien der frühen 1960er Jahre bis 2003 und bietet mit über 100 teilweise unbekannten Arbeiten eine wichtige Ergänzung zu dessen sich jeder Katalogisierung widersetzendem Œuvre. Er belegt gleichzeitig, dass er mit seinen Photographien von Alltags- und Luxusprodukten und deren Veröffentlichung zum Verbindungsglied zwischen Produzenten und Konsumenten wurde. Matthias Harder stellt dazu in seiner Einleitung fest: „Newtons angewandte kommerzielle Photographie, die für Werbezwecke verwendet wurde und nahezu alle Genres erschließt, stellt einen der wichtigsten Aspekte in seinem Gesamtwerk dar.“ Der gefeierte Photograph selbst sträubte sich jedoch stets gegen die Bezeichnung ‚Kunst‘ und überließ es dem Betrachter, dies zu beurteilen . . .

Der Bildband ist eingeteilt in Helmut Newtons erste, 1968 gestaltete Werkgruppe ‚BIBA‘ sowie die Werbekampagnen für Chanel (1983/84), Yves Saint Laurent (1982 – 95), Versace (1986), Thierry Mugler (1998 – 99) und Blumarine (1993 – 99). Es folgen das „Editorial Work“ für die Italienische Vogue (1999/2003), die US Vogue (2000 – 03) und die Deutsche Vogue (2001), die Publicity für Villeroy & Boch (1985 – 86), die Photographien für den Bikini Kalender des Sportmagazin (2002) und die Werbephotographien für Absolut Vodka (1995 – 2000).

Zwischengeschaltete Texte von June Newton, Pierre Bergé, Tom Ford, Josephine Hart und Anna Wintour würdigen vor allem, dass Helmut Newton im Unterschied zu reinen Werbephotographen seine Modelle nicht im Studio, sondern in Alltagssituationen, Innenräumen und auf der Straße inszenierte. Seine Mischung aus widersprüchlichen Szenarien, kühner Beleuchtung und bemerkenswerter Bildkomposition wurde zu seinem Markenzeichen und machten ihn zu einem der am meisten beachteten Photographen des 20. Jahrhunderts. (vZ)

Ausstellung noch bis 14. Mai in der Helmut Newton Stiftung Berlin


Helmut Newton
A Gun for Hire

Hrsg.: June Newton, Matthias Harder
Texte: Englisch, Deutsch, Französisch
240 Seiten
Format: 24x31 cm, Hardcover mit Schutzumschlag
Köln, Taschen-Verlag
ISBN: 978-3-8228-4643-8
50,00 €