Inge Morath. Fotografien

Das Buch „Fotografien“ ist die von Kurt Kaindl herausgegebene Monografie, die er unter das Zitat „Man traut seinem Auge und entblößt seine Seele“ gestellt hat. Der Bildteil ist in die Kapitel „Spanien“ (1954-55), „Italien“ (1955), „Rumänien“ (1958), „Tschechoslowakei“ (1958), „Polen“ (1965), „Irland“ (1954), „Großbritannien“ (1953), „Frankreich“ (1953-57), „Deutschland“ (1957, 1989, 1996, 1998), „Österreich“ (1957, 1980), „Iran“ (1956), „China“ (1978), „Russland“ (1965, 1967, 1989), „USA“ (1958, 1960, 1972, 1996-1999), „Masken“ und "Künstlerportraits" (1959-1982) strukturiert und bildet somit alle Teile des umfassenden fotografischen Werks Inge Moraths von 1954-1999 ab. Inge Morath vertritt die klassische Pressefotografie mit ihrem Schwerpunkt in Portraits und Ortssituationen. Aus diesen Serien sind Bildbände über „Spanien, Russland, China“ entstanden, deren kongruente Texte von ihrem Mann, dem amerikanischen Dramatiker Arthur Miller stammen.

Ergänzt werden diese visuellen Aspekte durch eine umfangreiche Biografie zu Inge Morath zusammengestellt von Kurt Kaindl, dem interessanten Text „Meeting Magnum“ von Inge Morath und „In der Welt sein“ von Margit Zuckriegl. „Meeting Magnum“ beschreibt ihren ersten Kontakt zu der Bildagentur und die weitere Zusammenarbeit mit Robert Capa, Werner Bischof und Henry Cartier-Bresson. Sie ist zunächst dessen Assistentin, wird von ihm in die Grundlagen der Fotografie eingeführt, um dann einen eigenen Stil zu entwickeln. Ihre intensive Tätigkeit bei der Fotografenagentur Magnum führte sie in alle Erdteile und politischen Systeme. Der kunsttheoretische Text von Margit Zuckriegl stellt Inge Moraths Arbeitsweise im dialogischen Prinzip vor, ihre Fotografien als Zeitdokumente, die zugleich einen subjektiv schildernden Aspekt haben, der über einen reinen Bildjournalismus hinausgeht. Diese Aspekte werden besonders in ihren (Künstler-) Porträtstudien erkennbar. Sie stellt ihre Fotografien in einen Zusammenhang mit der Pressefotografie in Europa und den USA.

Diese Monografie ist auch die kritische Reflexion eines Abschnitts des Bildjournalismus der Jahre 1950-80, der heute nicht mehr prägend ist und hier am beruflichen Werdegang von Inge Morath aufgezeigt wird. Ein empfehlenswertes Buch als Dokument der stilistischen Impulse für die Entwicklung der journalistischen Fotografie, das zum Nachdenken über die Fotografie und ihre Möglichkeiten in einer visuellen Gesellschaft anregt und den Einfluss von Medien wie Instagram für die Demokratie deutlich macht. (db)

Inge Morath
Fotografien

Hrsg.: Kurt Kaindl
Texte von Kurt Kaindl, Inge Morath, Margit Zuckriegl
Deutsch, Englisch
Buchgestaltung Leinenband
176 Seiten, circa 130 Fotografien in Schwarz-Weiß
Edition FOTOHOF im O. Müller Verlag, Salzburg (3. aktualisierte Aufl. 2000)
ISBN: 3-7013-0978-7
25,00 € (Galerie Fotohof, Salzburg)