In ihrem künstlerischen Schaffen sucht Ellen Bornkessel Inszenierungen, die keine sind, und mag Momente, in denen sich Kontexte verschieben und sich Parallelwelten auf verschiedenen Ebenen öffnen und begegnen: Ein leuchtender und zudem im Inneren duftender öffentlicher Nahverkehr „Wald-Bus“ bringt einen Naturwald zu den Menschen in die Stadt Monheim, eine ca.100 Meter lange Bauzaunfassade mit besonderen Baumfotografien umrahmt das Hauptportal des Kölner Doms und erinnert nebenbei daran, dass Bäume auch als Symbol für die Verbindung von Himmel und Erde stehen. Die intensive und vielseitige künstlerische Beschäftigung mit dem öffentlichen Raum, sei er als Bühnen- oder Zuschauerraum oder als etwas dazwischen in Szene gesetzt, ist ein starkes Merkmal ihres Schaffens.
Diese Art der mobilen künstlerischen Fotoinstallation des Forest Bus dürfte neu für das Genre der Kunst im öffentlichen Raum sein. Sicher gibt es Fotoinstallationen im öffentlichen Raum, jedoch sind fahrende Kunstfotografien und die daraus resultierenden wechselnden Wirkungen der Rezeptionsperspektiven mit und an verschiedenen örtlichen Situationen eher von der Graffitikunst, wie sie auf Zügen oder auf Bussen stattfindet, bekannt.
Die Fotografien entstammen verschiedenen Serien zum Thema Wald und die Arbeiten bestechen durch ihr magisches Leuchten und die distanzlose Sicht auf die Bäume. Sie fotografiert die Bäume wie Angehörige einer Gruppe, deren Mitglied sie ist. Das ist das Zentrale an den Aufnahmen.
Bruno Latour, Philosoph und einer der wichtigsten Denker der aktuellen Anthropozän Diskusssion bemerkt, dass die neue Verbindung von Mensch und Natur keinen Platz zulässt, von dem man zuschauen könnte. Im Rahmen der fotografischen Darstellung bei Bornkessel heißt dies überspitzt: Es gibt kein Subjekt und Objekt mehr in den Bildern. Keinen Unterscheid zwischen Betrachter und Betrachtetem. Es geht Ellen Bornkessel um das Ganze. Vor allem um die Bewahrung des großen Geheimnisses, das darin besteht, das wir es nicht erkennen können, weil wir selbst Teil davon sind. Es geht nicht um die Dokumentation einer herkömmlichen Betrachtungsweise. Es ist eine individuelle Sichtweise, die dazu dient, das Geheimnis der Schöpfung mit uns als Teil bewahren und uns als Verwandte innerhalb der Mitglieder der Natur zu sehen. (Fabian Lasarzik)
Das Buch dokumentiert das Projekt Forest Bus durch zahlreiche Aufnahmen, zusätzliche Wald-Fotografien sowie Zitate, Statements und Eindrücke des Publikums.
Forest Bus. Embasy of Trees. Ellen Bornkessel
Texte von Fabian Lasarzik und Dr. Tanja Busse
Herausgeber: Ellen Bornkessel und Fabian Lasarzik
Deutsch
Format: 26,5 × 22 cm
Hardcover, 72 Seiten
Kettler-Verlag, Dortmund
ISBN 978-3-86206-822-7
24,00 €