Das Öffnen einer Schatzkiste
Hubert Marischka (1882–1959), der große österreichische Schauspieler, Operettentenor, Regisseur und spätere Theaterdirektor sowie Verleger, dokumentierte zu Lebzeiten fotografisch sämtliche Aspekte seines Bühnenschaffens. Über ein halbes Jahrhundert hinweg ist seine künstlerische Laufbahn daher chronologisch nachvollziehbar. Die Fotografien sind im Wiener Theatermuseum in 20 dort aufbewahrten Fotoalben enthalten. Der persönlich angelegte Querschnitt spiegelt nicht nur ein halbes Jahrhundert Theatergeschichte von der k.u.k-Ära bis in die 1950er-Aufbruchjahre wider, die Alben zeigen auch eindrucksvoll die Entwicklung der Bühnenfotografie schlechthin.
Stolz meldet Marie-Theres Arnborn, die Direktorin des Theatermuseums im Palais Lobkowitz, Wien, unter dem Titel „Vom Öffnen einer Schatzkiste . . .“ in ihrem Vorwort zu dem in der Edition Fotohof, Salzburg erschienenen Buch „Fabelhafte Fotografie, bühnenreif“: „Die 20 in rotes Schmuckpapier gebundenen und mit Goldlettern bedruckten Fotoalben, die insgesamt über 1200 Seiten umfassen, nehmen innerhalb des Konvoluts des Wiener Theatermuseums eine zentrale Stellung ein – diese Chronik des Lebens oder gar der Ära ist Ausdruck von Hubert Marischkas schon in jungen Jahren ausgeprägten Willen, etwas Bleibendes, Großes, Bedeutendes zu hinterlassen. Denn Produktionsfotos dokumentieren den Aufstieg der Brüder Ernst und Hubert Marischka und ihrer diversen Theaterhäuser und Filmsets, zahlreiche Kritiken geben Einblick in die öffentliche Wahrnehmung, und auch die Karriere Hubert Marischka als Sänger findet gebührend Platz.“
Auch Roland Fischer-Briand, der Leiter der Fotosammlung des Theatermuseums Wien, freut sich in seinem ausführlich beschriebenen Weg durch eine Auswahl der Höhepunkte der 20 Alben mit ihren knapp 4000 Originalfotografien: „Die Alben erweisen sich als geradezu exemplarische Bestandaufnahme für den Einsatz des Mediums Fotografie zum Zwecke der Inszenierung eines Publikumslieblings und der Repräsentation des Bühnenschaffens von der k.u.k.-Doppelmonarchie bis zur zweiten Republik.“ Die daraus ausgewählten Fotografien bilden den Hauptteil des Buchs.
Daran schließen sich Bilder zweier spektakulärer Revuen der 1920er Jahre an, an denen Marischka mitwirkte: „Alles Liebe 1927/28“, fotografiert von d’Ora-Benda, und „Wien lacht wieder 1926/29“, aufgenommen von Wilhelm Willinger. Detaillierte Inhaltsangaben aller 20 Alben von „Wien, St. Pölten, Brünn, Mannheim, Stuttgart, 1904-1908“ bis „Hubert Marischka – Edited Postcards – 1903–1924“ beenden den Fotoband, der gleichzeitig Katalog der gleichnamigen Ausstellung ist. (vZ)
Fabelhafte Fotografie, bühnenreif
Die Alben des Hubert Marischka
Text: Marie-Theres Arnbom, Roland Fischer-Briand
Design: Anja Gasser
184 Seiten
Format: 21.5 × 32.5 cm, Hardcover
Sprache: Deutsch, Englisch
Salzburg, Fotohof Edition
ISBN: 978-3-903334-66-3
45,00 €
Ausstellung noch bis 9. September 2024 im Theatermuseum Wien