Für das Buch/den Bildband „Donau“ hat Inge Morath nicht nur die Fotografien erstellt, sondern auch die Bildauswahl, die Bildtexte und einen Text über ihr fotografisches Projekt erarbeitet (1995). In ihrem Essay zu ihrer fotografischen Konzeption schreibt sie, dass Wasser sie schon immer inspiriert hat. Legenden wie auch der Reiz des Reisens führten dazu, dass sie im Mai 1958 eine Donaureise auf den Spuren ihrer Familiengeschichte begann. Sie hatte bereits in den USA gelernt größere Fotografie Essays vorzubereiten, Orte und Themen zu recherchieren, die damals noch bestehenden Reiseeinschränkungen (sechs kommunistisch regierte Länder) zu beachten. Wohl wissend, dass für eine authentische Fotografieserie das Goethe Zitat gilt „... man sieht nur, was man weiß!“ Auf dem Weg zur Donauquelle in Donaueschingen überlegte sie, auf welche Arten kann man Wasser fotografieren? Flüsse, die nicht nur Wasser sind, sondern Geschichte, Legenden, Architektur, Alltag, Landschaftsformen, Zivilisationsformen unterschiedliche Lebenserfahrungen. Es sind „Portraits“ (S. 27, 28, 42, 51, 56, 57, 66, 67, 81, 90, 101, 103, 106, 110, 112, 117, 123, 124, 132, 135, 137), „Orte/Architektur“ (S. 36, 37, 46, 47, 50, 70, 71, 87, 88, 99, 119, 121, ), insgesamt eine große Vielfalt an Bildthemen, die sie sich auf mehreren Reisen von der Quelle entlang den Windungen des Wasserlaufs bis zur Mündung ins Schwarze Meer erschloss.
Dabei muss man zielbewusst vorgehen und offen sein für neue Anregungen - dem Motiv des Augenblicks. Die erste Donaureise konnte sie in der Zeitschrift „Paris Match“ veröffentlichen und ihre fotografische Serie in den folgenden Jahren entsprechend ihrer Konzeption weiter vervollständigen. 1993 bot ihr die Galerie FOTOHOF an, nach dem Zusammenbruch des Warschauer Pakts und der Sowjetunion die Donaureise noch einmal zu wiederholen (1993 bis 1995).
Beim Durchblättern fällt einem intuitiv auf, dass der fotografische Schwerpunkt von Inge Morath in Portraits und Alltagsszenen auf der journalistischen Fotografie liegt.
Das Buch ist grafisch gut gestaltet und setzt mit der Wahl der Papiere - mattweiß für die Fotografien, mittelgrau für die Texte - deutliche Akzente. Eine gelungene Publikation, die schön gestaltetet ist und den gezeigten Werkgruppen thematisch gerecht wird. Der Essay von Karl Markus Gauß stellt die Donau in einen historischen und kulturellen Zusammenhang und ist damit auch Inspiration zur Konzeption einer Auseinandersetzung mit anderen Flüssen. Ein empfehlenswertes Buch das als Fotografin*innen Buch auch stilistische Impulse für die journalistische Fotografie gibt und zu weiteren Diskursen anregen wird. (db)
Inge Morath
Donau
Hrsg.: Kurt Kaindl
Texte von Inge Morath
Essay Karl Markus Gauß
Deutsch, Englisch
Buchgestaltung broschierte Katalogausgabe
144 Seiten, circa 120 Abbildungen in Schwarz-Weiß und Farbe
Edition FOTOHOF im O. Müller Verlag, Salzburg
ISBN 3-7013-0916-7
25,00 € (Galerie Fotohof, Salzburg)