Heidi Harsieber. Das ist – über die Jahre

Die Fotografin Heidi Harsieber hat eine Ausbildung als Fotografin und an der Grafischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien absolviert. Zu Beginn ihrer Karriere war sie die jüngste Profifotografin Österreichs. Von 1977 bis 2001 lehrte sie an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Seit den 1960er-Jahren hat sie sich zu einer feministisch orientierten, künstlerischen Position weiterentwickelt. Ihre systematischen konzeptuellen Motivserien bestehen aus Inszenierungen des eigenen Körpers, Künstlerkolleg*innen Portraits, und stehen der feministischen Avantgarde nahe. Sie beschäftigte sich mit Wiener Aktionismus (H. Nitsch), spielerischen Performances (F. West), performativ konzipierten Selbstporträts, aber auch die Wahrnehmung städtischer „terrains vagues,“ Dokumentationen eines marginalisierten Lebens. In den Jahren 2004-2014 hat sie in ausgefeilten Portraitsitzungen Künstler*innen und ihre Partner*innen fotografiert und daraus den Bildband "Einblicke" erarbeitet.

Im Stile der „abstrakten Fotografie“ entstand ihre zweite fotografische Arbeit "Trash," die sich mit verrostetem Metall, verwitterten Plakatwänden und verschiedenen Abfallaspekten auseinandersetzt, und dem psychedelischen Lebensgefühl der 1970er nahe steht. In den vergangenen Jahren war der menschliche Körper Thema ihrer fotografischen Arbeit. Damit war die „Conditio humana“ mit den Aspekten Schönheit, Zärtlichkeit, Begehren, Erotik und Liebe, genauso wie Schmerz, Alter, Einsamkeit und Tod, die sie am eigenen Körper inszenierte. Speziell in ihren Selbstportraits wird deutlich dass Heidi Harsieber die analoge Technik der Fotografie von der Belichtung bis zur Vergrößerung ihrer SW Negative beherrscht.

Das Buch ist eine Retrospektive ihrer bisherigen fotografischen Serien, die mit der Definition des Selbstportraits die eigene Identität ausloten. In den Akten setzt sie ihren Körper in Verhältnis zum umgebenden Raum. Diese sind autobiografisch, und zeigen einen Seelenzustand, ein Gefühl, als eine Bestandsaufnahme des Äußeren. Das performative Moment und der Zufall werden mit Timer, kalkulierten Unschärfen im festgelegten Bildausschnitt gestaltet. Ihr Gespür für Menschen lassen sie seltene und intime Momente festhalten. Der Titel „Das ist – über die Jahre“ fasst knapp und stringent ihr bisheriges Werk zusammen.

Ausstellung bis 19. März 2023 im Francisco Carolinum Museum (Linz)

 Das ist – über die Jahre
Heidi Harsieber

Hrsg.: Lia Wolf
Text von Ferdinand Schmatz
Deutsch, Englisch
Buchgestaltung Festeinband
176 Seiten, zahlreiche Abbildungen in Schwarz-Weiß und Farbe
Schlebrügge.Editor Verlag, Wien
ISBN 978-3-903172-76-0
28,00 € [A], 27,20 € [D]