Das Buch ist wie ein Déjà-vu (französisch: „schon gesehen“) es zeigt unsere eigene und kollektive politische/historische Erinnerung in dem Photographischen Werk von Sven Simon (1941-1980). Gleichzeitig bestätigt es das Statement, dass unsere historische Erinnerung SW ist und in dieser Reduktion Portraits und Zeitgeschehen in einzigartiger Weise in zeitlose Bilder umgesetzt werden. Es sind Bilder wie Uwe Seeler nach dem Wembley Tor, der kniende Willy Brandt (Warschau), Franz Josef Strauß mit Tochter Monika beim Brettspiel, Helmut Schmidt beim Schachspiel mit Ehefrau Loki. In all diesen Motiven wird deutlich, dass Sven Simon keine Reportagephotographien erstellt hat, sondern, dass er sich in jede Person jeden Ort hineinversetzt und daraus eine ausdrucksstarkes persönliches Bildmotiv geformt hat, das dem Betrachter eine Geschichte erzählt und damit hat er Aspekte der Zeitgeschichte als Photographien hinterlassen.
Wie andere heute noch präsente Photographen hat er keine Momentaufnahmen geschaffen wie dies an dem Willy Brandt Portrait (Titelmotiv) deutlich zu erkennen ist. Es zeigt nicht den Politiker als Autorität, sondern er charakterisiert einen Menschen, die eleganten Schuhe (selbstbezogen), die Decke (sensibel im Gegensatz zu Herbert Wehner) und das Buch als intellektueller Aspekt (heute kann man den Kishon-Buchtitel „Pardon, wir haben gewonnen.“ als Hinweis verstehen)! In dieser Weise ist Sven Simon auch Helmut Schmidt, Uwe Seeler, Konrad Adenauer, Romy Schneider, Fidel Castro u.a. von Mensch zu Mensch begegnet. Durch eine sehr sorgfältige Komposition der Photographien einen scharfen analysierenden und empathischen Blick auf seine Motive schaffte er Bilder der Zeitgeschichte. Das besondere Flair der Motive besteht darin, dass der Betrachter spürt, dass hier ein offener Mensch einem anderen Individuum `auf Augenhöhe´ begegnet ist.
Neben den Portraits hat sich Sven Simon auch der Reisephotograph und der Sportphotographie gewidmet ist aber auch in diesen Sujets der Portraitstudie treu geblieben. Als Sportphotograph hat er hat er u.a. Uwe Seeler, Pelé, Norbert Gruppe, Max Schmeling portraitiert. Zu seinem Gedenken gibt es heute den Sven-Simon-Preises für Sportphotographie, den die Zeitung WELT am Sonntag jährlich stiftet.
Der Buchtitel „Das besondere Bild“ ist zugleich das Arbeitsmotto des Photographen Sven Simon und zeigt zu seinem 80. Geburtstag einen eindrucksvollen Querschnitt durch sein photographisches Werk. Ein sehr empfehlenswertes Buch als Dokument der deutschen Zeitgeschichte der 1960er und 1970er Jahre, aber auch für die Entwicklung des klassischen Bildjournalismus und seinen stilistischen Impulsen für die journalistische Photographie. Für zeitgeschichtlich interessierte Leser ein Spiegel der eigenen Erinnerung und Photographen gleichermaßen interessantes Buch. Die kritische Reflexion einer historischen politisch wichtigen Epoche wird mit Bildlegenden und ausführlichen Informationstexten zu den Ereignissen und Orten und deren deutschen Geschichte ergänzt.
Das besondere Bild
Photographien von Sven Simon
Hrsg.: von Axel Sven Springer und Lars-Broder Keil
Vorwort Lars-Broder Keil
Texte von Axel Sven Springer, Lars-Broder Keil
Deutsch
Buchgestaltung Festeinband
144 Seiten, ca. 150 Abbildungen in Schwarz-Weiß
Edition Braus, Berlin
ISBN 978-3-86228-220-3
20,00 €