Camping. Verena Andrea Prenner
Künstlerischer Einblick in ein Flüchtlingslager

Mit dem Buchprojekt „Camping“ gibt die 1982 im niederösterreichischen Neunkirchen geborene studierte Soziologin und Photographin Verena Andrea Prenner einen eher künstlerischen Einblick in den eigentlichen „Unzustand“ der Lebensumstände in einem Flüchtlingslager.

Nach dem Studium zog es Prenner in den Nahen Osten. Sie lebte zunächst in Tel Aviv und zog später in eine palästinensische Flüchtlingsunterkunft, wo sie soziologische Feldforschungen und inszenierte Photographieprojekte realisierte. Diese reichten von den Auswirkungen des Baus der israelischen Sicherheitsmauer über die Lebens- und Arbeitsbedingungen palästinensischer Taxifahrer bis hin zu den dort für die Flüchtlingscamp-Gesellschaft herrschenden Gegebenheiten. "Wie wirken sich die prekären Lebensumstände auf die Individuen aus? Wie ist die Gesellschaft organisiert, welche Strukturen finden sich? Und wie wirkt sich ein Leben vor Ort auf mich persönlich, meine eigenen Verhaltensmuster und Sichtweisen aus?“

Dabei fand sie zunächst heraus, dass der Tagesablauf in dem Lager durch die muslimische Kultur bzw. Religion, ein Leben zwischen Haram und Halal, dem Verbotenen und dem Erlaubten, geprägt ist und dass dazwischen nur ein minimaler individueller Spielraum für die dort untergebrachten Bewohner gegeben ist, vor allem für die Frauen.

Als alleinstehende Frau stieß Verena Andrea Prenner mit ihrem Einzug in das Camp bei den Bewohnern zunächst auf Verwunderung, bei einigen gar auf Ablehnung: „Schnell galt ich als israelische bzw. als palästinensische Spionin.“ Nach Monaten vor Ort und zwei weiteren Aufenthalten baute sich jedoch nach und nach ein gegenseitiges Vertrauen auf. „Irgendwann war ich keine Fremde mehr, und ich entschied mich, nicht nur außerhalb des Camps, sondern auch im Flüchtlingslager eine photographische Arbeit umzusetzen. Doch dann kam die große Frage: Was zeigt man?", reflektiert Verena Prenner über ihr Photoprojekt.

Und so sind es hauptsächlich die Kunstwerke, die von den Bewohnern an und in den Behausungen angebracht wurden und weniger die Menschen, die dort leben müssen, die den in der Edition Lammerhuber, Baden (A), erschienen Bildband „Camping“ bereichern. Es ist letztlich der sinnlich-intellektuell-pragmatische Versuch der Photographin Verena Andrea Prenner, die in dem Lager für die Flüchtlinge herrschenden Lebensumstände künstlerisch zu begreifen und den Leser gewissermaßen zum Komplizen ihrer gesellschaftspolitischen Untersuchung zu machen. (vZ)


Verena Andrea Prenner
Camping

Text: Deutsch, Englisch
145 Seiten mit 60 Abbildungen in Farbe und Schwarzweiß
Format: 23x28 cm
Baden (A), Edition Lammerhuber
ISBN: 978-3-903101-81-4
49,90 €