Der Dokumentarfotograf Lu Guang (*1961) arbeitet unabhängig von staatlichen Medien.
Von einer Kommilitonin im Studium angeregt, fotografierte er die ersten Bergbaumotive in der Bergbaustadt Wuhai und die dortigen Arbeits- und Lebensbedingungen. Damit begann seine künstlerische Auseinandersetzung mit den Auswirkungen des Bergbaus in China auf Mensch und Natur.
Das Buch ist in die Kapitel "1995", "neun Jahre später", "Vom Meer der Kohle zu den Stahlstädten" und "Das schöne Grünland verblasst zur Legende" gegliedert. Die Aufnahmen "Maultiergespanne auf einer Kleinzeche", "Bergleute unter Tage", "Portraits", "Familien", "Kinder" sowie die Serien "Trauer der Angehörigen beim Grubenunglück", "Kinderarbeit", "Abraumhalden", "Wohnheim für Bergleute" und "verseuchtes Weideland" dokumentieren die Veränderungen und Zerstörungen in der Umwelt ebenso wie die schlechten Lebensbedingungen, mit denen China seine wachsende wirtschaftliche Macht bezahlt. Große Flächen Jahrtausende alten Graslandes wurden der Nutzung entzogen und durch Abraumhalden und Industrieabwässer verseucht. Die Umweltverschmutzung wird vom Staat mit künstlichen Tierplastiken kaschiert.
Das Buch verfolgt chronologisch Lu Guangs fotografische Auseinandersetzung von den Bergbaugebieten der Inneren Mongolei über das "Kohlemeer" bis hin zu den "Stahlstädten" an der Ostküste der Provinz Hebei. 1995 änderte er seine Technik von eindrucksvollen SW Fotografien zu Farbimpressionen seit 2004 und arbeitet heute ausschließlich digital.
In 22 Jahren hat Lu Guang bis 2017 diesen außergewöhnlichen wirtschaftlichen Wandel und seine Umweltfolgen dokumentiert. Seine Fotografien zeigen die Auswirkungen des ungebremsten Kohleabbaus, die damit einhergehende Umweltzerstörung sowie die Luftverschmutzung in der Provinz Hebei. Hinzu kommen die dokumentierten sozialen Lebenswelten der in diesen Industrielandschaften an der Armutsgrenze lebenden Bevölkerung und der Aspekt der Kinderarbeit. Die schwere körperliche Arbeit, die Gefahren und die von Armut bestimmten Lebensumstände sind auch für andere Steinkohlereviere exemplarisch. Es sind Phänomene, die Lebenswelten im und um den Kohlenbergbau bestimmen. In der Werkserie wird uns bewusst: „Es ist nur eine Erde, die wir uns teilen“, und dass wir die Umweltprobleme, die sozioökonomischen und ökologischen Kollateralschäden nicht nur in China lösen müssen.
Vor dem aktuellen Hintergrund der gesellschaftlichen Diskussion zu den Braunkohletagebauten in dem Rheinischen Revier und den Lausitzer Revieren ist das Buch „Black Gold and China“ von aktueller Brisanz. Es zeigt, wie in China Kohle gefördert wird und unter welchen Umweltbedingungen dies geschieht. Die präzise komponierten Bilder sind das Ergebnis langer, genauer Beobachtungen an den verschiedensten Orten. Sie regen zum Nachdenken über die jüngere Umweltsituation und ihre dokumentarischen Wiedergabe an.
Es ist anerkennenswert, dass der Deutsche Kunstverlag diese wichtigen Werkgruppen des bedeutenden chinesischen Fotografen mit einem Buch ehrt und so die Thematik auch in Deutschland bekannt macht. Das Buch ist als zeitgeschichtliches Zeugnis über die Fotografien hinaus und durch die Aspekte aus Politik und Gesellschaft bemerkenswert.
Besonders ist auf den Bucheinband hinzuweisen, der ganz in schwarz (Kohle) gehalten ist und dessen Blindprägungen auf die massiven Eingriffe in die Natur der Mongolei hinweisen. Einziger Minuspunkt ist, dass die Seitenzahlen im Inhaltsverzeichnis nicht im Buchblock erscheinen, so sind z.B. die Textbeiträge schwer zu finden. (db)
Photographien von Lu Guang
Hrsg.: Sandra Badelt, Robert Pledge
Texte: Sandra Badelt, Hu Donglin, Lu Guang, Robert Pledge
Buchgestaltung Broschur, Blindprägung und Titelschild
160 Seiten, 120 SW- und Farbabbildungen
Deutscher Kunstverlag, Berlin
ISBN 978-3-422-98881-1
40,00 €