Obwohl es schon einige Publikationen des Deutsch-Kanadiers Fred Herzog gibt (u.a. Modern Color, ebenfalls bei Hatje Cantz), gilt es noch immer, diesen stillen Beobachter zu entdecken.
Die Stadt, die Fred Herzog mehr als ein halbes Jahrhundert lang dokumentiert hat, gibt es nicht mehr. Als Stadtflaneur durchstreifte Herzog die Straßen Vancouvers und schuf ein Porträt seiner Wahlheimatstadt, das im Zufälligen, im Spontanen die Essenz einer vergangenen Ära festhält. Die Szenen, die er einfing, zählen heute zu den bedeutendsten Serien der frühen Farbfotografie. Doch Herzog entschied sich erst in den späten 1950er-Jahren, fast ausschließlich mit Kodachrome-Diafarbfilmen zu arbeiten. Fred Herzog. Black and White ist die erste Würdigung einer weniger bekannten Facette des Werks des Fotografen. Die wegweisende Veröffentlichung von Modern Color ergänzend, versammelt der Band fast grafische Szenen aus Licht und Schatten und Momente des Lebens außerhalb der Stadt. Die frühen Schwarz-Weiß Aufnahmen lassen ein Gefühl von Melancholie, nicht Nostalgie, entstehen, das zeigt, dass die Anziehungskraft von Herzogs Arbeit in seinem Gespür für die Verdichtung eines psychologischen Zustands liegt.
In Stuttgart aufgewachsen, ließ sich Fred Herzog (1930-2019) 1953 in Vancouver nieder, wo er als medizinischer Fotograf arbeitete. Erst digitale Pigmentdruckverfahren ermöglichten ihm in den frühen 2000er-Jahren die Farbintensität der mit seiner Leica aufgenommenen Kodachrome-Dias wiederzugeben. Seine farbfotografische Pionierleistung wurde mit seiner ersten großen Einzelausstellung in der Vancouver Art Gallery im Jahr 2007 bekannt und erlangte große internationale Anerkennung.
Fred Herzog
Black and White
Herausgegeben von Andy Sylvester, Hannah Reinhart
Text von Geoff Dyer
128 Seiten mit 68 Abbildungen
Hatje Cantz Verlag, Berlin
ISBN 978.3.7757.5322.7
34,00 €