Der Photograph Benjamin Katz ist bekannt für seine berühmten Schwarzweißportraits von Künstler*innen wie Georg Baselitz, Gerhard Richter, Joseph Beuys, Cindy Sherman oder Marisa Merz. Die Ausstellung im Museum Marta Herford legt jetzt aber den Schwerpunkt auf „Landschaften, Stillleben oder Architekturdetails,“ die dem Photographen und seinem Werk neue Aspekte hinzufügen. Hierbei werden sein klassisch geschultes Können und der neugierige Blick Motive ohne Stativ aus dem momentanen Eindruck klassischer Schwarzweißphotographie gemacht, sie sind mehr journalistisch als der Neuen Sachlichkeit zugehörig.
Die Motive im Buche wurden von Benjamin Katz bei der Revision seines Bildarchives (ca. 500.000 Photographien) ausgewählt als ihm die Zeitlosigkeit und der universelle Charakter dieser eher beiläufig entstandene Photographien deutlich wurde. Ein Revisions-Verfahren das jedem/jeder Photographen*in von Zeit zu Zeit zu empfehlen ist. Die 200 Bilder – meist Serien zu Themen wie Bäume, Architektur, Stillleben, aber auch zufällig auf Reisen beobachtete Szenen stehen in der Tradition klassischer, analoger Photographie. Das Schwarzweiß verleiht den Bildern eine Zeitlosigkeit, die den Zeitpunkt ihrer Entstehung nur schwer erahnen lässt. Die im Buch erstmals veröffentlichten Motive beziehen den Betrachter in die Interpretation mit ein und zeigen Schönheit und Erhabenheit, aber auch die Kuriosität von Aspekten des Alltags und mit den seriellen Aspekten kommt eine zeitliche Ebene hinzu. Markante Orte haben dabei oft einen persönlichen Bezug zu Benjamin Katz.
In der Emigration in Antwerpen geboren studierte er ab 1957 an der Hochschule der bildenden Künste (Berlin) nach einer Tätigkeit als Galerist kam er zur Photographie als Chronist der Kunst „documenta 7 und 9 (Kassel 1982 und 1992) oder Westkunst (Köln 1981) und ihrer Protagonisten. Seitdem lebt und arbeitet Benjamin Katz in Köln.
Buch und Ausstellung sind Teil des Erinnerungsschwerpunktes 2021 „Jüdisches Leben in Deutschland. Ein empfehlenswertes Buch als Dokument eines Aspekts der klassischen Moderne und eines wichtigen Portraitphotographen. Für Kunstwissenschaftler und Photographen ein gleichermaßen interessantes Buch, das schön gestaltetet ist mit einer sachlich funktionalen Buchgestaltung und den gezeigten Werkgruppen künstlerisch gerecht. Bei der aktuellen Diskussion über das „Neue Sehen“ regt es zu weiteren Diskursen über die künstlerischen Möglichkeiten und stilistischen Varianten konzeptueller Photographie an.(db)
Photographien von Benjamin Katz
Hrsg.: Marta Herford
Texten von Roland Nachtigäller und Eric Darragon
Deutsch, Englisch, Französisch
Buchgestaltung Festeinband, Duoton Druck
172 Seiten, 200 Abbildungen in Schwarz-Weiß
Snoeck Verlag, Köln
ISBN 9783864423505
39,80 €