To be a Man. Erich Hörtnagl
Achterbahnfahrt durch die Männlichkeit

Der 1950 in Innsbruck geborene Theater- und Filmregisseur Erich Hörtnagl ist immer wieder auch als Photograph tätig. In seinem Buch „To be a Man“ zeigt er in schwarzweißen Photographien die ganze Bandbreite männlicher Personen. Diese reicht von Bikern und Drag Queens bis zu Mönchen in Myanmar, von türkischen Bauchtänzern bis zu Tiroler Trachtlern.

Die freie Autorin Regina Hilber wählte daher für ihren Einführungstext den Untertitel „Über theoretische Verschiebungsprozesse, Rollenbilder und Photographie als additive Kommunikation“ und stellt die Frage: „Welche Rolle spielt der Mann (noch), wie hat er zu sein? Der Mann der Jetztzeit bzw. wie wird er wahrgenommen?“ Dabei weiß sie, dass Männer noch nie so unterschiedlich sozialisiert, so divers gebildet, so verdammt soft wie brutal, aber auch so ratlos waren. All dies greift Hörtnagl in seinen auf der ganzen Welt, vor allem aber in Schweden und Österreich entstandenen Photographien auf.

Dabei wähnt man sich oft mitten im Geschehen: Engel und Teufel, Schauspieler, Tänzer und Akrobaten, Clowns und Betreiber von Ringelspielen, Bettler, in sich zusammengesunkene Alte, der Bräutigam und der Ehemann, die Schaufensterpuppe, Stammtischbrüder und schwule Liebespaare, verliebte Heteros und Priester, Krieger und trachtengeschmückte Imitate, und natürlich Sportler, die sich selbst oft als Statue darstellen – alle Typen von Männern hat Erich Hörtnagl auf der ganzen Welt „gesammelt“ und durch Hinterfragen unserer eigenen Vorurteile und Vorstellungen in seinem Bildband als geschickt komponierte visuelle Erzählung vereinigt.

Der Journalist und Konzertveranstalter Alois Schöpf befasst sich in seinem „Von der Hoffnung, in diesem Weltall nicht allein zu sein“ betitelten Epilog zunächst mit den drei Bildern, mit denen der bei der Dr. Cantz’schen Verlagsgesellschaft (DCV), Berlin, erschienene Band „To be a Man“ beginnt. Denn diese sind die einzigen, die farbig angelegt sind: Ein Kickboxer, dessen Bandage rot gefärbt ist, die Fassade eines Wohnhauses in Tonga (Bhutan) und ein auf eine Betonwand als Symbol für Fruchtbarkeit hingeschmiertes männliches Geschlechtsteil. „Mit diesen drei Motiven umgrenzt der Künstler das Themenfeld, innerhalb dessen er der Frage nachgeht, was es dereinst bedeutet hat, ein Mann zu sein.“

Was vordergründig als klassischer Photobildband daherkommt, erweist sich eher als virtuoses interaktives Vexierspiel mit positiv und negativ besetzten Klischeevorstellungen von Männlichkeit, Genderrollen und Geschlechterstereotypen: Eine photographische Achterbahnfahrt durch das Multiversum der Männlichkeit. (vZ)

Erich Hörtnagl
To be a Man

Text: Regina Hilber, Alois Schöpf
Sprache: Deutsch, Englisch
200 Seiten mit 158 Photographien
Format: 27x26 cm, Hardcover, mit eingefügter Originalphotographie
Berlin, Dr. Cantz’sche Verlagsgesellschaft (DCV)
ISBN: 978-3-96912-140-5
38,00 €