Das private Werk von Elfie Semotan
Die 1941 im österreichischen Wels geborene Photographin Elfie Semotan kann auf ein mehr als 50-jähriges Schaffen zurückblicken. Start war eine frühe Auseinandersetzung mit Photographie, die sich 1961 in Paris ergab, wo Elfie Semotan als Mannequin und Photomodell tätig war: Eine Beziehung zu dem kanadischen Photographen und Filmemacher John Cook sowie den Kontakt zu der gleichaltrigen Modephotographin Sarah Moon weckte bei ihr den Wunsch, selbst hinter der Kamera zu agieren und für Magazine und Agenturen zu arbeiten. Rainer Iglar und Michael Mauracher stellen die Photographin in dem in der Edition Fotohof, Salzburg, erschienenen Buch „Elfie Semotan – All Personal“ ausführlich vor und wissen, dass ihre hauptsächliche Karriere nach ihrer Rückkehr nach Wien 1973 die einer erfolgreichen Werbe- und Modephotographin wurde. Doch wandte sie sich beispielsweise auch der Streetphotography zu, deren Ergebnis ihr groß angelegtes Projekt über die dortige Mariahilferstraße war, das in dem Buch ausführlich auf Ausklappseiten präsentiert wird und in dessen Zentrum immer wieder ein junger, etwas melancholischer Mann erscheint: Der Maler Kurt Kocherscheidt, den sie für die Serie engagiert hatte und den sie kurz darauf heiratete.
Als nächstes folgte 1975 in Graz die Teilnahme an dem Photoprojekt „Leben in einer Stadt“ sowie die Serie „Busfahrt Italia“. Denn im gleichen Jahr setzte sie sich in einem mehrwöchigen Aufenthalt in Italien mit der Landschaft Liguriens auseinander, wo auch 1978 das Selbstporträt entstand, das den Titel Buchs ziert. Ab 1985 arbeitete sie als Porträtphotographin für internationale Magazine, die sie für Reisedokumentationen und Künstlerporträts einsetzten.
Nach dem frühen Tod ihres Mannes 1992 zog Elfie Semotan nach New York, wo ‚Interview‘, ‚Esquire‘, ‚Harper’s Bazaar‘ und das ‚i-D Magazine‘ zu ihren Auftraggebern gehörten. Großformatige, in dem Buch ebenfalls auf Ausklappseiten wiedergegebene Bilder entstanden eher nebenbei. In den USA lernte sie 1996 den deutschen Maler, Bildhauer und Photographen Martin Kippenberger kennen - beide heirateten. Mit dem Künstler zusammen konzipierte sie das ‚Floß der Medusa‘ und photographierte ihn für sein Werk ‚Frieda für alle‘. Kippenberger verstarb aber bereits ein Jahr später. Der gemeinsamen Tätigkeit des Paares sind mehrere Seiten des Buchs gewidmet, dessen Abschluss die Bildserie „Aus der Serie Busfahrt, Italia, 1995“ bildet.
2003 erhielt Elfi Semotan eine Gastprofessur an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Heute lebt sie in New York, Wien und in Jennersdorf im südlichen Burgenland. Der Zugang zu ihrem umfangreichen Archiv ermöglicht einen umfassenden, in dem Buch zusammengefassten Blick auf das Private in ihrem Werk, in dessen Fokus als existenzielle Metapher die Familie, der künstlerische Freundeskreis, Landschaften und Stillleben steht. (vZ)
Elfi Semotan
All Personal
Text: Rainer Iglar, Michael Mauracher
Sprache: Deutsch / Englisch
Format: 20x28 cm, Softcover
172 Seiten mit 197 Schwarzweiß- und 8 Farbabbildungen
Salzburg, Fotohof edition
ISBN: 978-3-903334-53-3
33,00 €