Alfred Ehrhardt (1901-1984) ist heute als ein bedeutender Naturfotograf allgemein anerkannt. Doch seine künstlerische Entwicklung ist stark vom BAUHAUS geprägt. Hier wurde er von Josef Albers, Wassily Kandinsky, Paul Klee und Oskar Schlemmer stilistisch angeregt. Die hier erarbeitete Reduzierung der realen Natur zu Strukturen mit einer archaisierenden Stilisierung entwickelt er zu einer eigenen Bildsprache die sicher auch von dem seit 1928 Fotografie lehrenden Walther Peterhans inspiriert ist, und seine fotografischen Serien prägt.
Seine Tätigkeit als Maler und Kunstpädagoge ist noch zu entdecken. Bereits 1926 malt er im expressionistischen, neusachlichen Stil die Krypta der Klosterkirche mit einem Bildprogramm (1938 übertüncht, durch die Alfred Ehrhardt Stiftung restauriert.) zur Geschichte des Klosters Lamspringe aus. Seit 1930 als Dozent für Materialstudien an der Landeskunstschule Hamburg tätig, erhält er 1931 eine Einzelausstellung im Hamburger Kunstverein mit seinen Gemälden, Zeichnungen und Druckgrafiken. Das genaue Natur und Objektstudium in Bezug auf Form, Materialbeschaffenheit, Struktur oder Rhythmus führt zu einer Bildgestaltung die eine “Vergeistigung des Materiellen” wie bei Wassily Kandinsky und Albert Renger-Patzsch anstrebt.
Das hier vorgestellte Buch „Alfred Ehrhardt - Malerei“ erscheint zum 20 jährigen Gründungsjubiläum der Alfred Ehrhardt Stiftung (Berlin). Fotografie, Film, Malerei, Zeichnung werden in Ausstellung und Buch nebeneinander als Facetten eines künstlerischen Œuvre gezeigt. Zur Fotografie Alfred Ehrhardts werden zum ersten Mal nicht nur die bekannte Werkserie zum „Watt“ gezeigt, sondern auch die sehr unterschiedlichen Materialien des fotografischen Archivbestands, zu dem 20.000 Silbergelatineabzüge, 13.000 Negative und 1.000 restaurierte Glasnegative gehören.
Darüber hinaus gibt die bisher unbekannte Werkserie „Deutschlandfahrt ’49“ eine Vorstellung von der nachträglichen Erschließung durch Recherchearbeit, der geografischen Zuordnung von Motiven und der Zuordnung in ein Projekt. Eine gelungene Publikation, die den gezeigten Werkgruppen künstlerisch gerecht wird, und Werkgruppen zwischen Bauhaus und Neuer Sachlichkeit in ihrer stilistischen Entwicklung und motivischen Breite nachvollziehbar macht.. Diese themenreiche Retrospektive wird zum Nachdenken über die Fotografie und ihre künstlerischen Möglichkeiten anregen. (db)
Fotografien von Alfred Ehrhardt
Hrsg.: Christiane Stahl und Stefanie Odenthal für die Alfred Ehrhardt Stiftung
Texte von Christiane Stahl und Stefanie Odenthal
Deutsch, Englisch
Buchgestaltung Halbleineneinband
208 Seiten, 118 Abbildungen in Schwarz-Weiß und Farbe
Verlag wbg Academic, Darmstadt
ISBN 978-3-534-27553-3
40,00 €