Wiederentdeckt – der Photograph Max Halberstadt
Max Halberstadt (1882–1940) war zu seiner Zeit eines der beliebtesten Photographen Hamburgs. Zu den von ihm porträtierten zählten der Politiker August Bebel, Künstler wie Max Liebermann und Max Klinger sowie der Schriftsteller Hans Henny Jahnn. Bekannt wurde Halberstadt aber vor allem durch seine ausdrucksstarken, heute weltbekannten Porträts von Sigmund Freud (1856-1939), den Begründer der Psychoanalyse. Zugleich war Halberstadt ein angesehener Kinder- und Werbephotograph sowie 1919 Gründungsmitglied der Gesellschaft Deutscher Lichtbildner (GDL).
Wegen seiner jüdischen Herkunft traf Halberstadt nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten deren Ausgrenzungs- und Verfolgungspolitik. 1936 emigrierte er daher - nahezu mittellos - nach Südafrika. Die Mühen des Neuanfangs zehrten an Halberstadts Gesundheit. Er starb gerade einmal 58 Jahre alt und wurde in Johannesburg beerdigt. Die Wiederentdeckung von Max Halberstadt ist seiner Tochter zu verdanken, die sich 1999 an den Exil-Forscher Wilfried Weinke wandte.
In dem im Hirmer Verlag, München, erschienenen, von Uwe Franzen gestaltete Buch „Der Photograph Max Halberstadt“ schildert Rolf Sachsse (DGPh) zunächst ausführlich das Leben des Photographen von seinem „kraftvollen Start“ bis zur „Flucht vor den Nazis“. Dem folgen die von Wilfried Weinke sorgfältig zusammengestellten „Photokapitel“. Diese beginnen mit Bildern des Lebens der Familie Halberstadt und gehen über zu den Porträts seines Schwiegervaters Sigmund Freud, die im September 1909 in seinem Atelier entstanden und später weltberühmt werden sollten. Das Kapitel „Porträtphotographie“ enthält Aufnahmen von bekannten Persönlichkeiten Hamburgs, während der Bereich „Kinderphotographie“ belegt, dass viele Hamburger Familien das photographische Können Halberstadts nutzten. Auch war der Photograph für erstklassige Architektur- und Innenaufnahmen bekannt. Ein weiteres Kapitel zeigt Photographien, die dieser bei seiner Reise nach Italien aufgenommen hat, während die Zeitschrift „Photofreund“ 1920 dessen Landschaftsaufnahmen in einem Sonderheft würdigte. „Hamburgensien“ ist der Titel des Kapitels, das Aufnahmen unter anderem aus der Hamburger Innenstadt bei Nacht, von Segelvergnügen auf der Außenalster oder vom Altonaer Fischmarkt präsentiert. Dabei zeigt sich, dass Max Halberstadt auch ein ausgeprägtes Faible für Alltagssituationen hatte. Das Kapitel „Jüdischer Friedhof Altona“ fasst seine Photographien zusammen, die das Denkmalschutzamt Hamburgs in seinem Archiv aufbewahrt. „Collagen“ zeigen Ergebnisse der künstlerischen Tätigkeit des Photographen. Das Kapitel „Emigration nach Südafrika“ enthält Akten und Geschichten seiner erzwungenen Auswanderung, die auch mit der „Auslöschung jedweder Erinnerung“ verbunden war. Das Buch schließt mit einem ausführlichen Lebenslauf des Photographen, einer Aufstellung seiner Ausstellungen zwischen 1907 und 1926 sowie einer chronologisch gelisteten Auswahl zeitgenössischer Veröffentlichungen mit Photographien von Max Halberstadt.
Das reich bebilderte Buch „Der Photograph Max Halberstadt“ würdigt Leben und Werk eines begabten Photographen und schreibt ihn ins Gedächtnis seiner Geburtsstadt Hamburg, vor allem aber der Geschichte der Photographie ein. (vZ)
Uwe Franzen, Wilfried Weinke
Der Fotograf Max Halberstadt
Text: Carsten Brosda, Rolf Sachsse, Wilfried Weinke
320 Seiten mit 300 Abbildungen
Sprache: Deutsch, Englisch
Format: 23 × 31 cm, Hardcover
München, Hirmer Verlag
ISBN: 978-3-7774-4498-7
49,90 €